»Manchmal ist es nötig, sich daran zu erinnern, was
Wettbewerb genau bedeutet. Wie Peter Rose, der schlicht gesagt hat: „Einer wird
gewinnen und einer wird verlieren – und ich glaube daran, es ist besser, den anderen
Kerl verlieren zu lassen.“«
– Ed Kittrell
am.
Kommunikationsberater
Konkurrenzkampf beginnt bereits im Klassenzimmer. Wer später
etwas werden will, sollte besser sein als der Durchschnitt. In meiner Schulzeit
hatte man seinen Nebensitzer noch abschreiben lassen. Dieses kameradschaftliche
Verhalten ist heutzutage selten. Der Schulkamerad ist zum Konkurrenten
geworden.
Doch halt, hier muss ich mich korrigieren. Der
Konkurrenzkampf ist in vielen Fällen entschieden, noch bevor die Kinder zur
Schule gehen. Denn bereits die Herkunftsfamilie ist ausschlaggebend dafür,
welche Laufbahn das Kind später einmal einschlagen wird. Wir haben eine
Klassen-Gesellschaft. Ob das Kind später zur »Upper Class« gehört, zur
Arbeiterklasse oder zu den Sozialhilfeempfängern, dafür sind die Weichen im
Großen und Ganzen bereits von Geburt an gestellt. Es gibt zwar immer wieder
Traumkarrieren, aber das sind nur ganz wenige.
»Wir leben in einem System, in dem man entweder Rad sein muss
oder unter die Räder gerät.«
– Friedrich Nietzsche
Philosoph, staatenlos
Gehen wir nun einen Schritt weiter. Der immer härtere
Konkurrenzkampf findet natürlich im Kleinen genauso statt, wie im Großen. Auf
der Ebene der einzelnen Menschen bedeutet er immer weiter auseinanderklaffende
Klassenunterschiede. Auf der Ebene der Unternehmen erleben wir einen immer
härteren Verdrängungswettbewerb und feindliche Übernahmen. Die Großen fressen
die Kleinen. Und auf der Ebene der Nationalstaaten zeigt sich der
Konkurrenzkampf in Form von Kriegen (Wirtschaftskriege und bewaffnete
Auseinandersetzungen). Die meisten Kriege werden zur Zeit geführt, entweder um
Zugriff auf wichtige Ressourcen wie zum Beispiel Öl zu bekommen oder um die
eigene Machtposition zu stärken.
»Wenn einer draußen den anderen nicht schlägt, weil er das
Gefühl hat, er sollte Jesus spielen, wird er selbst geschlagen. Das ist eine
ganz simple Wahrheit.«
– Helmut O. Maucher
dt. Topmanager
Wer hierbei bis jetzt immer zu kurz gekommen ist, das ist
die Natur. Doch das Maß ist inzwischen übervoll. Die Natur beginnt sich immer
stärker zu wehren. Wir erleben dies in der Zunahme der Naturkatastrophen
weltweit. Kein Ort auf der Erde ist mehr sicher. Und wer ebenfalls zu kurz
kommt, das sind die »kleinen« Menschen. Sie hatten schon immer die Spiele der
»Großen« auszubaden. Doch hüten wir uns auch hier vor Schuldzuweisungen! Auch
die »Kleinen« haben ihren Teil zum großen Spiel beigetragen, und sei es nur,
dass sie dieses Spiel bis jetzt mitgespielt haben.
Möglicherweise musste auch alles so kommen, damit die
Menschheit in ihrer Evolution voranschreiten kann. Anders wäre es kaum
erklärlich, dass die Natur so lange zugeschaut und sich nicht früher gewehrt
hat. Wenn wir davon ausgehen, dass unser Universum und unsere Erde nicht durch
Zufall entstanden sind, sondern dass sich hier ein höherer Plan offenbart, dann
dürften auch die heutigen Zustände Teil dieses Planes sein. Um uns weiter zu
entwickeln, müssen wir unsere Komfortzone verlassen. Bis jetzt verlassen die
meisten Menschen erst dann ihre Komfortzone, wenn es beginnt, richtig weh zu
tun. Wenn wir uns nicht freiwillig weiterentwickeln, wird ein uns liebender
Schöpfer möglicherweise etwas nachhelfen müssen.
»Wer künftig nicht die Nummer eins oder zwei im Regal ist,
kann meist gleich wieder einpacken.«
– Tim Crull
Chief Executive Officer
Nestlé USA
Vor einiger Zeit
hörte ich einen interessanten Beitrag im Radio. Es wurde berichtet, dass drei
große deutsche Automobilmarken im vergangenen Jahr Rekordgewinne eingefahren
hätten. Dabei war Daimler an dritter Stelle. Anstatt sich über dieses gute
Ergebnis zu freuen, kritisierten die Anleger die Geschäftsleitung dafür, dass
es Daimler-Benz nicht gelungen war, auf den ersten Platz zu kommen.
Die Idee des Konkurrenzkampfs oder des Wettbewerbs beruht
auf einer Illusion. Es wird suggeriert, dass jeder es schaffen kann, an die
Spitze zu kommen. Dafür werden dann rührende Beispiele angeführt: Menschen,
die in ärmlichen Verhältnissen
aufwuchsen, schaffen es durch persönlichen Einsatz und etwas Glück zum
Millionär. Popstar, Schauspieler, Sportler, Internet-Milliardär,
Industrieller... das Märchen des Tellerwäschers, der zum Millionär wird, ist
immer noch sehr beliebt. Die wenigen Menschen, die dies geschafft haben, können
wir fast an einer Hand abzählen. Die anderen sieben Milliarden passen dagegen
nicht in die Hand. Der menschliche Verstand lässt sich ganz schön an der Nase
herum führen. Unsere Industriegesellschaft ist ein Pyramidenspiel; ein
Kartenhaus, das auf Konkurrenzkampf aufgebaut ist und auf die Lüge, jeder könne
es schaffen, an die Spitze zu kommen.
Und da jeder damit beschäftigt ist, sich und seine Familie
zu ernähren, Karriere zu machen und ein Stückchen vom großen Reichtum
abzubekommen, gönnen sich nur wenige Menschen Zeit, einen Schritt
zurückzutreten um sich das ganze Spiel aus einer anderen Perspektive
anzuschauen. Wer es dennoch tut, sollte vorsichtig sein, denn es könnte
gefährlich werden! Wenn man erst einmal das Spiel durchschaut hat, fällt es
möglicherweise schwer, weiterhin noch mitzuspielen.
Doch nach und nach wird alles offensichtlicher. Immer mehr
Menschen erkennen, dass das alte Spiel nicht mehr funktionieren kann, und dass
es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis das Kartenhaus zusammenfällt. Ein
evolutionäres Zeitfenster beginnt sich zu öffnen: immer mehr Menschen merken,
dass das Alte nicht mehr funktioniert, und suchen nach Lösungen. Und die gibt
es! Zwar wurden wir über die Jahrtausende so an den Konkurrenzkampf gewöhnt,
dass nun auch die Lösungswege miteinander konkurrieren. Schließlich kennen wir
ja noch nichts anderes, und Kooperation will erst gelernt sein. Doch
Dankbarkeit und Wertschätzung anderen Ideen und anders denkenden Menschen
gegenüber wachsen beständig. Die guten Zeiten für »Weltverbesserer« haben
begonnen.
Lasst uns nun noch eine Stufe tiefer gehen und fragen,
welche Dogmen, Illusionen und Konzepte dazu geführt hatten, Geld durch Schulden
zu schöpfen und dem Konkurrenzkampf einen so hohen Stellenwert in unserer
Gesellschaft einzuräumen.
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