»Wir sind Sternenstaub, wir sind golden, gefangen im Geschäft
mit dem Teufel,
und wir müssen zum Garten Eden zurückkehren.«
(We are stardust, we are golden, we are caught in the devil's
bargain,
and we got to get ourselves back to the garden.)
– aus dem Lied »Woodstock«
von Joni Mitchell
Die derzeitige vom Menschen konstruierte Wirtschaft funktioniert ganz anders als die Natur. Besser gesagt: sie funktioniert nicht! Denn wenn in der heutigen Zeit zwei Drittel der Menschheit unterhalb der Armutsgrenze leben, 24.000 Menschen pro Tag verhungern und dabei gleichzeitig unsere Umwelt zerstört wird, kann man nicht von einem funktionierenden Wirtschaftssystem sprechen.
Im ersten Kapitel sprechen wir daher über einige Dinge, die
schief laufen auf dieser Erde. Wir werden einiges darüber erfahren, warum die
Zustände heute noch so sind und warum es garantiert nicht mehr so weitergehen
wird. Dabei werden wir uns jeder Schuldzuweisung enthalten. Wir alle haben
dieses Spiel mitgespielt. Zwar haben wir im Theater des Lebens verschiedene
Rollen gespielt, doch wir haben mitgespielt. Allen Mitspielern gilt unsere
größte Wertschätzung und Anerkennung.
Das heutige Geld entsteht durch Schulden
Wussten Sie, dass unser derzeitiges Geld in erster Linie
durch Schulden geschöpft wird? Vereinfacht kann man sich das folgendermaßen
vorstellen: zwei Leute haben jeder ein Bankkonto, beide mit dem Kontostand
»Null«. Nun machen die beiden ein Geschäft miteinander, und der eine überweist
dem anderen anschließend 100 €. Danach hat einer plus100 € auf seinem Konto und
der andere hat minus100 € Kontostand. Auf diese Art und Weise wurde Geld
geschöpft, das vorher noch nicht da war. In der Fachsprache nennt man dies Giralgeld-Schöpfung. Würden die beiden
Personen anschließend ein Gegengeschäft machen, in genau derselben Höhe, so
wären die Kontostände wieder ausgeglichen, und das gerade geschöpfte Geld wäre
verschwunden. Man könnte sich auch vorstellen, dass ganz viele Menschen sich am
Markt beteiligen, und die Transaktionen sich mehr oder weniger ausgleichen. Ein
perfektes Zahlungssystem also?
Einige Leute werden am Markt erfolgreicher sein als andere.
Das wird dazu führen, dass sich immer mehr Geld auf ihre Konten konzentriert,
während die anderen die dazugehörigen Schulden haben. In diesem System bedeutet
der Reichtum des Einen immer die Schulden von vielen anderen. Ja, es bedeutet
sogar, dass Wirtschaften nur mit Schulden möglich ist. Und da die Erfolgreichen
ständig ihre Fähigkeiten verbessern und damit noch mehr Geld einnehmen, wird
die Konzentration des Geldes immer stärker.
Nun könnten einige der bisher weniger Erfolgreichen auf die
Idee kommen, ebenfalls ihre Fähigkeiten zu verbessern, um auf diese Art und
Weise das Geld auf ihre Mühlen zu lenken. Dem einen oder anderen kann dies mit
großen Kraftanstrengungen gelingen. Von diesen Menschen liest man dann in den
berühmten Erfolgs-Stories. Doch die große Mehrheit kann es schon vom System her
nicht schaffen. Denn das Schuldgeld-System verlangt, dass die Mehrheit Schulden
haben muss, um die Guthaben einiger weniger auszugleichen. Um diese Tatsache zu
verschleiern, tragen die Staaten die Schulden stellvertretend für ihre Bürger.
Praktisch alle Staaten sind verschuldet, selbst und gerade auch die reichen
Länder. Und mehr als zwei Drittel der Menschheit leben unterhalb der
Armutsgrenze.
Die großen Vermögen dieser Welt konzentrieren sich auf
einige wenige superreiche Familien. Doch bevor wir jetzt auf die Idee kommen,
diesen Familien die Schuld zuzuschieben, halten wir uns vor Augen, dass wir
alle Mitspieler in diesem großen Spiel sind. Gäbe es diese wenigen superreichen
Familien nicht, wären immer noch manche Menschen cleverer als andere und würden
die Geldströme auf ihre Mühlen lenken. Die Verhältnisse wären genauso wie
jetzt, nur die Namen der Superreichen würden anders lauten. Denn die Zustände,
so wie wir sie jetzt erleben, sind die logische Folge eines Geldsystems, dessen
Geld durch Schulden geschaffen wird.
Vielfach wird behauptet, die jetzigen Verhältnisse kämen
durch Zins und Zinseszins zustande. Es ist zwar richtig, dass Zins und
Zinseszins die Entwicklung verstärken, doch die jetzigen Verhältnisse wären
auch ohne Einführung des Zinses so gekommen. Machen wir uns nichts vor: es gibt
Länder, da ist der Zins verboten. Doch auch in diesen Ländern gibt es einige
wenige Superreiche und sehr viele arme Menschen. Zins und Zinseszins sind nicht
der »Hauptfehler des Geldsystems«. Sie verstärken lediglich die logischen
Folgen, die in jeder Form der Kredit-Geldschöpfung auftreten müssen.
„Wenn dem so wäre“, höre ich Sie jetzt sagen, „dann müsste
doch nahezu jeder Mensch Schulden auf seinem Bankkonto haben. Doch gerade die
Ärmsten der Armen haben nicht einmal ein Bankkonto“. Damit haben Sie vollkommen
recht, liebe Leserin und lieber Leser. Doch ich erwähnte es bereits:
stellvertretend für ihre Bürger haben die Staaten die Schulden auf sich
genommen. Sie konnten gar nicht anders, denn die Mathematik verlangt es so. Das
ist der Grund, wieso praktisch alle Staaten dieser Welt hoch verschuldet sind. In Deutschland haben wir zurzeit eine
Pro-Kopf-Staatsverschuldung von ungefähr 20.000 Euro. Das heißt, noch bevor ein
neugeborenes Kind seine Eltern mit dem ersten Schrei beglücken kann, ist es mit
20.000 Euro verschuldet.
Den Kapitaldienst für diese Schulden wird es im Laufe seines
Lebens in Form von Steuern und anderen Abgaben zu leisten haben. Der größte
Teil der Arbeitsleistung eines Menschen geht in diesen Kapitaldienst, damit die
Schulden bedient werden, die er nicht einmal auf seinem Konto sieht. Nicht nur
die Steuern sind hoch. Auch in den Preisen ist der Kapitaldienst versteckt.
Denn auch die Unternehmen haben ihr Geld entweder von der Bank oder von
Aktionären, die sogar eine höhere Rendite erwarten als sie bei einer Bank
bekommen hätten. Dazu kommen die Steuern, die die Unternehmen selbst bezahlen
müssen. Selbst wenn clevere Unternehmen relativ wenig Steuern zahlen, so zahlen
sie doch Löhne und Gehälter, und diese sind hoch besteuert.
Man kann relativ gut leben in diesem System, wenn man ein
gutes Einkommen hat. Und in einem Sozialstaat wie in Deutschland können auch
Menschen ohne Arbeitseinkommen leben – durch Sozialhilfe. Die Sozialhilfe wird
vom Staat bezahlt, der sich dadurch entweder zusätzlich verschuldet oder das
Geld durch höhere Steuern hereinholen muss. Das wiederum schürt die
Neid-Debatten, die uns hinlänglich bekannt sind. Doch das soziale Netz wird
auch in Ländern wie Deutschland immer dünner, ganz zu schweigen von den armen
Ländern.
Bleiben wir einen Moment noch bei den so genannten »guten«
Einkommen. Gut bedeutet in diesem Zusammenhang »mehr als der Durchschnitt«.
Dieses kleine Wörtchen »mehr« trägt eine enorme Sprengkraft in sich. Denn mehr
als der Durchschnitt zu haben bedeutet, dass die Mehrheit weniger hat.
Grundsätzlich wäre daran ja nichts Schlechtes. Die Menschen sind
unterschiedlich und haben auch unterschiedliche Bedürfnisse. Doch wenn man mehr
haben muss als andere, nur um ein einigermaßen angenehmes Leben führen zu
können, dann bedeutet das, dass die Mehrheit kein angenehmes Leben führt. Und
da jeder Mensch das natürliche Interesse hat, ein angenehmes Leben zu führen,
ist der Konflikt vorprogrammiert. Sein Name lautet »Konkurrenzkampf«.
Fassen wir bis hierher zusammen:
- Unser Geld wird zum größten Teil durch Schulden geschöpft.
- Da einige Menschen geschickter mit Geld umgehen als andere, konzentriert sich immer mehr Geld auf einige Wenige, während sich die restlichen Vielen die Schulden teilen müssen, sei es in Form von Privatschulden oder Staatsschulden.
- Dies führt zu immer härterem Konkurrenzkampf der Menschen untereinander.
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