Auszug aus dem Buch »
Gradido – Natürliche Ökonomie des Lebens«
»Solange es Schlachthöfe gibt, wird es auch Schlachtfelder
geben.«
– Leo Tolstoi
russischer
Schriftsteller
Die Erde kann genug Nahrung für alle produzieren; allerdings
nicht mit täglich drei Fleischmahlzeiten. Die heutige Massentierhaltung ist ein
abscheuliches Verbrechen an der lebendigen Natur. Die Tiere werden zu Lebzeiten
gequält und anschließend auf barbarische Weise dahin geschlachtet. Für eine
Fleischmahlzeit werden über dreißigmal mehr Ressourcen verbraucht, als für eine
vergleichbare pflanzliche Mahlzeit. Die Massentierhaltung gilt als einer der
größten Umweltsünder, noch vor Auto- und Industrieabgasen.
Vegane, also rein pflanzliche Mahlzeiten ganz ohne
tierische Produkte können mindestens so schmackhaft und abwechslungsreich
zubereitet werden, wie andere. Alles deutet darauf hin, dass vegane Ernährung wesentlich
gesünder ist als tierische.
Wir wollen nicht alle Menschen zu Veganern um erziehen. Aber
wenn immer mehr schmackhafte pflanzliche Speisen in unseren Lebensmittelläden
und Restaurants angeboten werden, essen wir ganz von selbst weniger tierische
Produkte. Anstatt bisher zweimal pro Tag essen wir vielleicht nur noch zweimal
im Monat Fleisch. Damit reduzieren wir unseren Fleischkonsum auf den
dreißigsten Teil. Und das ohne auf kulinarische Genüsse verzichten zu müssen.
Im Gegenteil: unser Speiseplan wird abwechslungsreicher und viel gesünder.
Auch hiermit folgen wir dem Dreifachen Wohl: Mehr Genuss und
Gesundheit für den Einzelnen, ausreichend Nahrung für alle Menschen und das bei
weniger Umweltbelastung und weniger Tierleiden.
Inzwischen gibt es für nahezu alle Fleisch- und Milchprodukte
wohlschmeckende pflanzliche Alternativen: vegane Würstchen und Steaks, Soja-,
Reis- und Hanfmilch. Vielleicht schmecken sie nicht ganz genau so wie die
tierischen Produkte. Vielfach schmecken sie sogar besser und es ist für jeden
Geschmack etwas dabei.
Und was ist mit einer Metzgerei? Müssen die dann ihren
Betrieb aufgeben? Durchaus nicht! Die hohe Metzgerkunst besteht darin, das
Fleisch, das von Hause aus gar nicht so besonders gut schmeckt, schmackhaft zu
machen. Dieselbe Kunstfertigkeit ist gefragt, um schmackhafte vegane Steaks
oder Würstchen herzustellen. Es ändern sich also nur die Grundzutaten. Die
Metzgerei kann ohne Probleme weiter existieren. Ich kann mir sogar vorstellen,
dass die erste vegane Metzgerei in einer Großstadt ein sehr gutes Geschäft
machen wird.
Überall auf der Erde kann pflanzliche Nahrung in
ausreichender Menge und biologischer Qualität angebaut werden. Wir brauchen dazu
weder Chemie-Dünger noch Gen-Manipulation. Biologische Landwirte und
Permakultur-Bauern machen es uns vor. Die beste Nahrung ist die, die lokal vor
Ort angebaut wird. Als Nebeneffekt braucht man hierfür viel weniger
Transportmittel. Vielleicht können die Großkonzerne damit nicht mehr ganz so
viel Geld verdienen. Dafür werden sie vom Ausgleichs- und Umweltfonds
unterstützt, naturfreundliche Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln.
Ebenfalls werden Landwirte und Kleinbauern unterstützt, biologische Nahrung
dezentral anzubauen.