Mittwoch, 31. Oktober 2012

Kapitel 3 – Das neue Geld- und Wirtschaftsmodell

Auszug aus dem Buch »Gradido – Natürliche Ökonomie des Lebens«



»Man kann ein Problem nicht mit den gleichen Denkstrukturen lösen,
die zu seiner Entstehung beigetragen haben.«
– Albert Einstein
dt. Mathematiker und Physiker

Seit Anbeginn der Zeit schafft die lebendige Natur etwas, wovon Ökonomen nur träumen können: sie erschafft Leben und ständiges Wachstum in überfließender Fülle. Nur wir Menschen scheinen etwas noch nicht begriffen zu haben: obwohl wir alle Menschen weltweit ernähren könnten – und zwar mit biologischen Nahrungsmitteln – leben zwei Drittel der Menschheit unterhalb der Armutsgrenze, während einige wenige in ihrem Geld baden.

Warum gibt es diese unendliche Armut auf der Welt? Und warum gibt es extremen Reichtum? Die Frage des »Warum« beschäftigte uns in Kapitel 1. In diesem Kapitel werden wir uns mit dem »Wie« beschäftigen. Wie macht das die Natur? Was ist es, das die Natur richtig macht und wir Menschen bis jetzt offenbar noch falsch machen? Wie kann uns Wohlstand für alle Menschen gelingen, in Frieden und in Harmonie mit der Natur?

Als ich mir Mitte der neunziger Jahre intensiv diese Fragen stellte, stand ich mit meinen Gedanken noch ziemlich alleine da. In der Öffentlichkeit wusste man noch nichts von der Idee eines Grundeinkommens oder von alternativen Geldmodellen. Es gab solche Ansätze zwar schon seit Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, aber die Wenigsten hatten je davon gehört – ich auch nicht. Und das war gut so, wie sich später herausstellte. Denn so konnte ich mich unbeeinflusst von anderen Ideen auf die Suche nach der Lösung machen.

Neue Denkstrukturen schaffen


»Technologie war noch nie ein Problem. Das Problem, das es zu lösen galt,
lag im Denken der Bewohner und in der Wirtschaft.«
– Joytopia

Um dahinter zu kommen, musste ich beginnen ganz anders zu denken, als bisher. Denn unsere bisherigen Denkstrukturen haben uns ja an den Punkt gebracht, an dem wir jetzt stehen. Und weil unsere Denkmuster fest eingebrannt sind, und unsere Gedanken diesen Mustern so folgen, wie die Autofahrer der Autobahn, begann ich, ungewöhnliche Techniken anzuwenden, um die gewohnten Muster abrupt zu unterbrechen. Erst bei Totalsperrung sind die Autofahrer gezwungen, auf die benachbarten Seitenstraßen auszuweichen und neue Wege zu probieren. Auf wundersame Weise öffnen sich dann völlig neue Ausblicke.

Ein solcher neuer Weg war das Schreiben einer visionären Kurzgeschichte. Man versetzt sich in eine wünschenswerte Zukunft und schaut den Weg zurück, auf dem man diese Zukunft erreicht hat. Dabei kann man sich alles wünschen: Wohlstand für alle, Frieden, einen Staat ohne Steuern, Vollbeschäftigung, ein gutes Arbeitsklima, glückliche motivierte Menschen die bis ins hohe Alter fit sind, eine intakte Natur und vieles mehr. »Geht nicht« – gibt’s nicht! Denn in der Phantasie ist alles möglich und alles erlaubt. Schon Albert Einstein schätzte die Phantasie höher als das Wissen: »Wissen ist begrenzt, Phantasie grenzenlos.«

Eine weitere Methode der Musterunterbrechung ist die Vorgabe, alles andersherum zu denken, als gewohnt. Wenn wir in einer Welt leben, wo der Staatshaushalt mit Steuern finanziert wird, dann lassen wir den Staat seinen Bürgern Geld schenken. Wenn der demografische Wandel nicht mehr finanzierbar ist, dann finanzieren in unserer Vision die Senioren die Wirtschaft durch ihr pures Sein. Wenn alleinerziehende Eltern Unterhaltsprobleme haben, dann tragen in Joytopia die Kinder zum Wohlstand ihrer Familie durch ein Aktives Grundeinkommen bei.

Innere Rollenspiele sind ebenfalls effektive Werkzeuge für kreative Querdenker, um zu völlig neuen Sichtweisen und Impulsen zu kommen. Man schlüpft in die Rolle eines anderen und lässt ihn oder sie zu einem Thema sprechen. In unserer Geschichte ist es »Very Goodfriend«, ein »sehr guter Freund« von einem anderen Stern, der den Menschen den Weg zu weltweitem Wohlstand zeigt – in Frieden und in Harmonie mit der Natur.

Solche und ähnliche Kreativtechniken sind bestens geeignet, uns auf ganz neue Ideen und Lösungen zu bringen. Wir lassen unserer Seele Flügel wachsen und entdecken Welten voller Möglichkeiten.

Die Natur als Vorbild


»Auf Freegaia gab es immer schon Leute, die die Natur beobachteten und ihre Gesetze zu ergründen suchten«. 
– Joytopia

Die größte Inspirationsquelle war und ist immer noch die Natur. Wieder und wieder fragte ich mich: »wie macht es die Natur, und was machen wir anders?« Und das aus mehreren Gründen. Zum einen sollte das neue Wirtschaftsmodell im Einklang mit der Natur stehen. Wenn wir Menschen überleben wollen, müssen wir mit der Natur zusammenarbeiten und nicht gegen sie. Wir müssen alles tun, was in unserer Macht steht, um den katastrophalen Schaden wieder gut zu machen, den wir in den vergangenen Jahren angerichtet haben. Zum anderen zeigt uns die Natur, wie das Leben funktioniert. Wir brauchen das Rad nicht neu zu erfinden. Wir brauchen nur die Erfindungen der belebten Natur zu entschlüsseln. Kennen Sie den Begriff Bionik? Wikipedia beschreibt ihn so:

»Die Bionik (...) beschäftigt sich mit der Entschlüsselung von »Erfindungen der belebten Natur« und ihrer innovativen Umsetzung in der Technik. Dabei liegt die Annahme zugrunde, dass es in der Natur durch evolutionäre Prozesse (relativ) optimierte Strukturen, Prozesse etc. gibt. Die Bionik ist ein interdisziplinärer Bereich, in dem Naturwissenschaftler und Ingenieure sowie bei Bedarf auch Vertreter anderer Disziplinen wie etwa Architekten, Philosophen und Designer zusammenarbeiten.«

http://de.wikipedia.org/wiki/Bionik

In der Technik wird Bionik  ganz selbstverständlich angewendet. Jeder Flugzeugbauer studiert den Flug der Vögel und lernt von der Natur, wie das Fliegen funktioniert. Danach fällt es viel leichter, Flugzeuge zu konstruieren oder diese zu optimieren. Doch bei Wikipedia ist nur von Technik die Rede. Was für Luftfahrtingenieure und andere Techniker zum Handwerkszeug gehört, das hält in der Wirtschaft erst langsam Einzug.

In der Gradido-Akademie (früher Joytopia-Akademie) betreiben wir Wirtschafts-Bionik seit über zehn Jahren. Durch intensive Beobachtung der belebten Natur sind wir zu einer komplett neuen Volkswirtschafts-Theorie gelangt: der Natürlichen Ökonomie für weltweiten Wohlstand in Frieden und in Harmonie mit der Natur. Alle unsere Forschungen kommen zum selben Ergebnis und zu einer ganz klaren Botschaft:

Wir Menschen können weltweiten Wohlstand erschaffen, wenn wir uns an die Naturgesetze halten.

Im folgenden werden wir Aussagen der Joytopia-Geschichte analysieren, ergänzen und zu einem Wirtschaftsmodell zusammenfügen. Das ist gar nicht so schwer. Denn alles Geniale ist in seiner Grundidee einfach. Und die Natur ist genial! Sie hat nicht nur Leben hervorgebracht, sie erhält es auch – nachhaltig.

Die Kraft der Vision


»Alles, was du denken kannst, wird Realität! Alles was du dir wünschst, wird eintreten, wenn du dir es vorstellen kannst.«
– Joytopia

„Sei doch realistisch!“ – „Das schaffst du nie!“ – „Das kann ich mir nicht vorstellen!“ – „Was glaubst du, wer du bist, dass du meinst die Welt verändern zu können!“ – „Das werden »die« nie zulassen!“ – „Die Welt ist so wie sie ist, wir können sie nicht ändern!“

Wissen Sie, wer unsere größten Feinde sind? Nein, es sind nicht die Anderen! Es sind unsere eigenen Denkblockaden. Wir glauben, es uns nicht vorstellen zu können, dass wir etwas schaffen können. Ja, Sie haben richtig gelesen: die Denkblockade beginnt dort, wo wir glauben, wir könnten es uns nicht einmal vorstellen. Dabei wissen wir doch, dass Fantasie grenzenlos ist. »Die Gedanken sind frei«, heißt es in einem deutschen Volkslied. Wenn wir uns aber nicht einmal erlauben, uns eine positive Zukunft in Gedanken vorzustellen, wie wollen wir sie dann erschaffen?


»Unsere tiefgreifendste Angst ist nicht, dass wir ungenügend sind. Unsere tiefste Angst ist, über das Messbare hinaus kraftvoll zu sein. Es ist unser Licht, nicht unsere Dunkelheit, das uns erschreckt. Wir fragen uns, wer bin ich, mich brillant, großartig, talentiert, phantastisch zu nennen? Aber wer bist Du, Dich nicht so zu nennen? Du bist ein Kind Gottes.

Dich selbst klein zu halten, dient nicht der Welt. Es ist nichts Erleuchtendes daran, sich so klein zu machen, dass andere um Dich herum sich nicht sicher fühlen. Wir sind alle bestimmt, zu leuchten, wie es die Kinder tun. Wir sind geboren worden, um den Glanz Gottes, der in uns ist, zu manifestieren.

Und wenn wir unser eigenes Licht scheinen lassen, geben wir unbewusst anderen Menschen die Erlaubnis dasselbe zu tun. Wenn wir von unserer eigenen Angst befreit sind, befreit unsere Gegenwart automatisch andere«.

– Marianne Williamson:
Rückkehr zur Liebe: Harmonie, Lebenssinn und Glück durch "Ein Kurs in Wundern"


Dieses Zitat, das irrtümlich Nelson Mandela zugeschrieben und dadurch weltberühmt wurde, mahnt uns eindringlich, unsere Bestimmung zu leben: »Wir sind alle bestimmt, zu leuchten, wie es die Kinder tun. Wir sind geboren worden, um den Glanz Gottes, der in uns ist, zu manifestieren«. Viel zu lange haben wir uns von unseren selbst gemachten Denkblockaden nieder drücken lassen. Wir haben es zugelassen, dass man es uns verboten hat, von unserer unveräußerlichen Freiheit Gebrauch zu machen: von der Freiheit zu denken und zu träumen, Visionen zu entwickeln, Pläne zu schmieden und die Welt mit zu gestalten.

Die Mächtigen dieser Welt haben sich diese Freiheit nicht verbieten lassen. Dies ist der Grund, warum sie uns so mächtig erscheinen. Doch auch sie sind im System gefangen, so lange sie glauben, dieses einfache Geheimnis hüten und den Rest der Welt klein halten zu müssen, um sich an der Macht zu halten. Dieses Denken entspricht dem Null-Summen-Dogma, der Illusion, es sei nicht genug für alle da. Wer glaubt, dass nicht genug für alle da ist, der muss Zäune errichten und anderen den Zugang zur Quelle verwehren.

Doch die Geschenke Gottes sind für uns alle da. Wir alle sind geboren worden, »um den Glanz Gottes zu manifestieren«. Wir alle tragen die Schöpferkraft in uns, eine Welt zu erschaffen, in der Wohlstand für alle herrscht, in Frieden und in Harmonie mit der Natur.

»Auf unserem Planeten Freegaia haben wir dieses Ziel bereits erreicht. Du brauchst es dir nur ab zuschauen und auf der Erde zu verbreiten. Das ist unser Geschenk an euch Menschen.«  
– Joytopia



Der Plan für eine solche Welt ist bereits vorhanden. Davon handelt dieses Buch. Wir brauchen nur den Mut zu haben, unser Licht scheinen zu lassen und unsere tiefste Angst loszulassen: die Angst, über das Messbare hinaus kraftvoll zu sein. Damit geben wir anderen Menschen die Gelegenheit, dasselbe zu tun, und unsere Gegenwart befreit automatisch andere. Wir lösen eine kraftvolle befreiende Kettenreaktion aus, denn das Geschenk von Joytopia ist für alle da.

Kapitel 3.2 – Schenkwirtschaft und überfließende Fülle

Auszug aus dem Buch »Gradido – Natürliche Ökonomie des Lebens«


Die Natur betreibt Schenkwirtschaft


»Die Natur produziert Nahrung aus sich selbst heraus
und schenkt sie ihren Lebewesen.«
–  Joytopia

Die Mitglieder der Natur tun das, was sie tun, aus innerem Antrieb heraus. Die fleißige Biene sammelt Nektar, den ihr die Blüte schenkt, weil dies ihrem Wesen entspricht. Sie kann gar nicht anders. Sie folgt ihrer inneren Motivation, ihrem Instinkt. Ganz nebenbei bleiben Blütenpollen an ihren behaarten Beinen hängen. Und während sie von Blüte zu Blüte fliegt, trägt sie den Blütenstaub weiter und trägt zur Befruchtung bei. Aus den befruchteten Blüten wachsen Früchte heran: Äpfel, Birnen, Pflaumen, Beeren, Tomaten, Erbsen, Bohnen..., leckeres Essen für Menschen und Tiere – alles geschenkt.

Wiederum ganz nebenbei laufen oder fliegen die Tiere herum und lassen ihren Haufen fallen, wo es ihnen beliebt (auch unsere menschlichen Vorfahren taten das). Der Same fällt, eingebettet in kostbaren Dung, auf die Erde und kann dort zu einer neuen Pflanze heranwachsen. Damit dies alles geschehen kann, schenkt uns die Sonne Wärme. Aus den Wolken regnet Wasser. Würmer und andere Organismen machen den Boden fruchtbar und schließen die Nährstoffe auf, so dass sie von den Wurzeln aufgenommen werden können – einfach so.

Hat irgendein Lebewesen einen Vertrag mit den anderen gemacht? Kredit aufgenommen? Bedingungen gestellt? – Wer hat sich dieses wunderbare Zusammenspiel einfallen lassen? Der Zufall? Wohl kaum, denn »Gott würfelt nicht«. Gott schenkt uns das Wertvollste, was wir haben: unser Leben. Die Natur betreibt also Schenkwirtschaft. Keine Marktwirtschaft, keinen Kommunismus und keinen Kapitalismus – Schenkwirtschaft, sonst nichts!

Ein paar Reste der Schenkwirtschaft haben wir Menschen uns noch bewahrt. In unseren Kulturen und Religionen finden wir noch etwas davon: »Geben ist seliger als Nehmen« bei den Christen, die Großzügigkeit bei den Buddhisten, die sprichwörtliche Gastfreundschaft der Orientalen, die Geschenkfeste der Indianer. Und auch das freiwillige Engagement der Bürger, Spenden, Barmherzigkeit..., Qualitäten und Aktivitäten, ohne die unsere moderne Gesellschaft gar nicht mehr funktionieren würde.



Überfließende Fülle


»Wenn die Natur in Ordnung ist, herrscht überfließende Fülle, das heißt, es ist mehr Nahrung da, als gebraucht wird. Die Nahrung ist vergänglich und kann nur eine bestimmte Zeit gelagert werden«.
– Joytopia

Nicht nur, dass uns die Natur schenkt, was wir brauchen. Sie schenkt es uns auch in überfließender Fülle. Wenn wir an einem Fluss sitzen, fließt von der einen Seite ständig frisches Wasser zu, viel mehr, als wir jemals brauchen werden. Alles Wasser, das wir nicht brauchen, fließt weiter. So war zumindest der Urzustand, bevor die Industrialisierung in großem Stil das Wasser verbrauchte, verschmutzte und vergiftete. Man konnte damals in den Flüssen baden und das Wasser aus den Bächen und Flüssen trinken.

Ein weiteres Beispiel: ein gesunder Apfelbaum trägt viele Früchte. Tiere (sofern sie nicht als Plage einfallen) ernten nicht den ganzen Baum ab, sondern fressen, was sie brauchen. Den Rest lassen sie am Baum. Auch hier liefert die Natur mehr, als gebraucht wird. Die nicht verzehrten Äpfel gehen durch Verwesung wieder in den natürlichen Kreislauf ein.

Interessant ist die Beobachtung, dass in der lebendigen Natur durch das Gebrauchen einer Ressource oft eine Wertschöpfung stattfindet. Pflanzen und Tiere, die Wasser trinken, wachsen, vermehren sich oder halten sich wenigstens am Leben. Der Verzehr von Früchten dient außerdem der Vermehrung der Pflanzen, die die Früchte produziert haben – ein Dank der Nutznießer an die Spender.


Kapitel 3.3 – Das Dreifache Wohl

Auszug aus dem Buch »Gradido – Natürliche Ökonomie des Lebens«

Die vielfältigen Interaktionen der Naturwesen miteinander dienen dem Wohle des Einzelnen (die Biene trinkt Nektar), dem Wohle der Gemeinschaft (das Bienenvolk schafft Honig-Vorräte) und dem Wohle des Großen Ganzen (Erhaltung des Ökosystems). Wir nennen dies das Dreifache Wohl.

Das Dreifache Wohl des Ganzen ist das entscheidende Kriterium in der Natürlichen Ökonomie des Lebens. Wenn einer der drei Aspekte vernachlässigt wird, gerät das Ganze aus dem Gleichgewicht. Fehlt das Wohl des Einzelnen, besteht also kein Eigeninteresse, warum sollte man sich dann engagieren? Fehlt das Wohl der Gemeinschaft, geht sie zugrunde. Und wenn das Wohl des Großen Ganzen in Frage steht, ist unsere Lebensgrundlage gefährdet.

Gerne möchte ich Sie zu einem Experiment einladen. Bitte nehmen Sie sich ein paar Ereignisse des Tages vor, sowohl persönliche als auch politische. Nun fragen Sie sich bei jedem Ereignis:
  1. Trägt es zu meinem persönlichen Wohl bei? Trägt es zum persönlichen Wohl jedes einzelnen Beteiligten bei?
  2. Trägt es zum Wohl der Familie, der Stadt, der Region, des Landes usw. bei?
  3. Trägt es zum Wohl aller Menschen, der Natur und der Umwelt bei?
Welche Erkenntnisse konnten Sie aus dieser kleinen Übung gewinnen? Diente die Mehrheit Ihrer Ereignisse dem Dreifachen Wohl? Wenn nicht, was könnte man verbessern?

Am Besten untersuchen Sie das Dreifache Wohl so oft wie möglich. Fragen Sie sich bei allem, was ihnen begegnet: »Dient es dem Wohl des Einzelnen, dem Wohl der Gemeinschaft und dem Wohl des Großen Ganzen?« – Wenn Sie sich diese drei Fragen bei allen Dingen stellen, mit denen Sie konfrontiert werden, und bei allen Entscheidungen, die Sie zu treffen haben, dann schärfen Sie Ihr Unterscheidungsvermögen dafür, was dem Leben dient und was ihm schadet. Das dreifache Wohl wird sich zu einem festen Bestandteil in ihrem Leben entwickeln, und die drei Fragen zu einer lieb gewonnenen Angewohnheit, die Sie nicht mehr missen wollen. In den nächsten Abschnitten haben wir reichlich Gelegenheit dazu.

Kapitel 3.4 – Keine Geldschöpfung durch Schulden

Auszug aus dem Buch »Gradido – Natürliche Ökonomie des Lebens«

»In der Natur gibt es keine Schulden und keine Zinswirtschaft. Deshalb kommen Pflanzen und Tiere nicht auf die Idee, mehr zu horten, als sie brauchen. Dadurch gibt es keine „reichen“ und „armen“ Pflanzen oder Tiere.«   
– Joytopia

Haben Sie sich schon mal gefragt, wo das Geld eigentlich herkommt? Wie ist es entstanden? Kommt es einfach aus dem Bankomat, wie der Strom aus der Steckdose? Hat es in grauer Vorzeit ein »Schöpfer« erschaffen, so wie Gott die Welt? Und wer schuf dann die Schulden?

Über dem Geld weht ein Hauch des Mystischen. Und so wundert es nicht, dass nur wenige Menschen etwas über die Geldschöpfung wissen. Das Wort »Geldschöpfung« ist ein Fachausdruck aus der Finanzwelt. Es bezeichnet den Vorgang, wie Geld entsteht. Und in der Tat wird es jetzt etwas mystisch, denn aus gutem Grund wird unser heutiges Geld oft als Fiat-Money bezeichnet. Das hat nichts mit der gleichnamigen Auto-Marke zu tun, sondern bezieht sich auf die Bibel: im ersten Buch Mose, der Genesis, sprach Gott auf lateinisch »Fiat lux!«, das heißt »Es werde Licht!«. Und es ward Licht, wie wir im Religionsunterricht gelernt haben. Die heutigen Schöpfergötter sprechen »Fiat Money!«, also »Es werde Geld!«. Und sie schöpfen Geld aus Schulden.

Fiat-Money bedeutet sinngemäß »Geld aus dem Nichts«. Es wird zu einem kleinen Teil von den Notenbanken und zum überwiegenden Teil in den Geschäftsbanken geschöpft. In der Bank-Bilanz muss die Summe aller Konten zusammen »Null« ergeben. Anders ausgedrückt muss die Summe aller Guthaben gleich der Summe aller Schulden sein.

Wie funktioniert die Geldschöpfung aus dem Nichts? Stellen Sie sich vor: Sie und ich, wir beide hätten jeder genau null Euro auf dem Bankkonto. Es ist nichts bei uns zu holen, kein Geld da – nichts. Obwohl wir beide kein Geld haben, kaufen Sie von mir Bücher, um sie ihren Freunden zu schenken. Sie wollen nämlich das wertvolle Wissen über die Natürliche Ökonomie des Lebens gerne weitergeben. Als ehrlicher Mensch überweisen Sie mir hundert Euro. Dadurch bin ich glücklicher Besitzer von hundert Euro Guthaben geworden. Und Sie haben jetzt leider hundert Euro Schulden bei der Bank.

Was ist gerade eben geschehen? Es wurde Geld aus dem Nichts geschöpft – durch Schulden! Innerhalb der Bank ist der Vorgang zwar etwas komplexer; doch für uns »Nicht-Banken« (so werden Menschen wie Sie und ich von den Banken genannt) zählt nur, was hineingeht und was herauskommt. Es geht Nichts hinein, und heraus kommen Guthaben und Schulden.

Wer hat jetzt das Geld geschöpft? Die Zentralbank? Ihr Bankdirektor? Die freundliche Bankangestellte, die Ihr Girokonto betreut? Der Bank-Computer? Die Antwort ist hart aber klar: Sie haben Geld geschöpft und sich damit Schulden aufgeladen. Sie wollten etwas Gutes tun, ein Projekt unterstützen, Ihre Freunde informieren, die Welt ein Stück besser machen – und haben sich dafür verschuldet!

»Ja, aber nur, weil ich das Geld nicht hatte. Man darf eben nur das ausgeben, was man hat!« – So oder so ähnlich werden Sie jetzt vielleicht denken. Doch kann diese Regel überhaupt eingehalten werden in einem System, in dem das Geld durch Schulden geschöpft wird? Für jeden Euro Guthaben muss es an anderer Stelle einen Euro Schulden geben. Wenn Sie keine Schulden haben, hat sie ein Anderer. Das ist in diesem System gar nicht anders möglich. Damit das nicht so auffällt, haben unsere Staaten die Schulden stellvertretend für ihre Bürger übernommen. In Deutschland sind es zur Zeit etwa 20.000 Euro Staatschulden pro Person. Praktisch alle Staaten weltweit sind hoch verschuldet. Viele stehen kurz vor dem Staatsbankrott.

Ein solches System kann überhaupt nicht funktionieren. Schon gar nicht, wenn man das Dreifache Wohl im Auge hat. Denn hier versagt es auf allen drei Ebenen. Das Wohl des Einzelnen ist verletzt, denn entweder Sie haben Schulden oder Sie sind Mitverursacher der Schulden anderer. Das Wohl der Gemeinschaft ist in Gefahr wegen der hohen Staatsschulden mit Risiko des Staatsbankrotts. Dies betrifft inzwischen die gesamte Völkergemeinschaft. Und schließlich ist das Wohl des Großen Ganzen in Mitleidenschaft gezogen, denn hoch-kompetitive Märkte schrecken nicht vor Kriegen und Umweltzerstörung zurück.

Ein System der Schuldgeld-Schöpfung schadet allen und nützt niemanden.

Zins und Zinseszins verschärfen die Problematik zusätzlich. Doch auch zinslose Kreditgeldsysteme haben die besprochenen schädlichen Auswirkungen. In diese Kategorie fallen auch alle gut gemeinten Alternativ-Geld-Systeme, die auf gegenseitigen Kredit basieren, wie Barter-Clubs, Tauschringe, LETS-Systeme und ähnliches. Regionalwährungen, die an den Euro gekoppelt sind, kommen allein schon deshalb als Lösung nicht in Betracht.


»Das Gute - dieser Satz steht fest - ist stets das Böse, was man lässt.«

– Wilhelm Busch
dt. Humorist, Dichter und Zeichner


In den folgenden Abschnitten werden Sie ein Geld- und Wirtschaftsmodell kennen lernen, bei dem das Geld nicht durch Schulden geschöpft wird, sondern  durch das Leben selbst. Es ist so konstruiert, dass es allen nützt und niemanden schadet.

Und es beruht auf einem Grundsatz, der für eine zivilisierte Spezies selbstverständlich sein sollte...

Kapitel 3.5 – Bedingungslose Teilhabe

Auszug aus dem Buch »Gradido – Natürliche Ökonomie des Lebens«


 »Ob und wie hart Tiere für ihre Nahrung arbeiten, ist von Lebensform zu Lebensform sehr verschieden. Jedes freilebende Tier verhält sich seinem Wesen entsprechend. Will man ein Tier in Gefangenschaft zur Arbeit bringen, muss man es ständig dazu antreiben. Kein Tier würde für ein „Recht auf Arbeit“ kämpfen«
– Joytopia

Menschen sind in dieser Hinsicht nicht viel anders als Tiere. Ein Mensch, der sich seinem Wesen entsprechend verhalten kann, blüht auf. Denken Sie an den Vollblutmusiker. Seine Welt ist die Musik. Er liebt sie über alles. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit greift er gerne zu seinem Instrument um zu musizieren. Seine Gesprächsthemen drehen sich vorwiegend um Musik. Die Musik ist sein Element.

Sperrt man ihn jedoch ein, zum Beispiel als Berufsmusiker in ein Orchester, wo eine strenge Hierarchie herrscht und er seinen Dienst nach Plan tun muss, kann es sein, dass sich seine Begeisterung für die Musik sehr schnell legt. Er beginnt, »Dienst nach Vorschrift« zu machen, also nur noch dann zu spielen, wenn er durch einen äußeren Zwang dazu angetrieben wird.

Was hat seine ursprüngliche Liebe zur Musik abgetötet? In diesem einfachen und doch realitätsnahen Beispiel können wir vier Parameter als »Liebes-Töter« ausmachen:

  • Gefangenschaft
  • Hierarchie
  • zu viel Arbeit
  • äußerer Zwang 

Gefangenschaft

Liebe ist von Natur aus frei. Sie gibt sich gerne freiwillig hin. Bringt man sie in Gefangenschaft, verwandelt sie sich in Prostitution. Gefangenschaft darf nicht verwechselt werden mit einer freiwillig eingegangenen Bindung. Freiwillige Bindungen erzeugen Verlässlichkeit und das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Gefangenschaft beruht jedoch auf Zwang. Der Gefangene sehnt sich nach Freiheit.

Hierarchie

Liebe kennt keine Hierarchien, keine Klassen, keine Kasten. Das Gegenüber ist ein gleichwertiger Partner, dessen Andersartigkeit eine Bereicherung darstellt und Bewunderung auslöst. Hierarchie dagegen ist oft verbunden mit Sanktionen, für den Fall, dass man die Rangordnung nicht respektiert. Wenn andere Sanktionen per Gesetz verboten sind, wird häufig Mobbing angewendet.

Doch in bestimmten Fällen ist Hierarchie erforderlich. Insbesondere bei Organisationsformen, die auf Befehlsstrukturen beruhen, allen voran das Militär. Und auch bei anderen Unternehmungen, die ein präzises Zusammenspiel aller Beteiligten erfordern, ist eine gewisse Hierarchie unerlässlich. Verantwortung und Entscheidungsgewalt wird delegiert an Menschen, die die erforderliche Kompetenz besitzen. Sofern Hierarchie auf echter Kompetenz beruht, wird sie im Allgemeinen auch nicht als unangenehm empfunden. Außerhalb des Dienstes sollte dann Gleichberechtigung herrschen.

Zu viel Arbeit

Selbst die schönste Beschäftigung wird zur unangenehmen Pflicht, wenn sie zu viel wird. Klar, manchmal ist einfach viel zu tun. Und wenn man den Sinn erkennt, schadet das der Liebe nicht. Doch wenn permanent zu viel Arbeit getätigt werden muss und das womöglich auch noch unter Zeitdruck, zehrt dies an der Gesundheit.

Äußerer Zwang

Wenn die Liebe als innere Motivation fehlt, muss äußerer Zwang angewendet werden, um die mechanische Ausführung aufrecht zu erhalten. Zwar kann ein gewisser Zwang über innere Blockaden hinweghelfen, doch sollte er nicht zur Hauptantriebskraft werden.


»Alle Ding' sind Gift und nichts ohn' Gift –
allein die Dosis macht, dass ein Ding' kein Gift ist.«
– Paracelsus

Keiner der Vier Parameter ist nur gut oder nur schlecht. Auf das richtige Maß kommt es an. »Nur die Dosis macht das Gift«, heißt es in der Heilkunde. Wie würde die richtige Dosierung für unseren Vollblutmusiker aussehen? Dies ist natürlich von Mensch zu Mensch verschieden, doch aus dem Vorangegangenen können wir bereits einige Schlüsse ziehen.

Wenn er die Möglichkeit hat, sich freiwillig einem Orchester anzuschließen, die Stelle also nicht ausschließlich aus dem Zwang heraus annimmt, seinen Lebensunterhalt verdienen zu müssen, wird aus der Gefangenschaft eine freiwillige Bindung. Wenn in dem Orchester die Positionen entsprechend den musikalischen und menschlichen Fähigkeiten verteilt sind und unter den Musikern ein Klima der gegenseitigen Wertschätzung herrscht, wird er die Hierarchie gerne als sinnvoll und notwendig anerkennen. Insbesondere, wenn sich die Musiker außerhalb des Orchesterdienstes in einer gleichberechtigten und wertschätzenden Haltung begegnen. Seine individuelle Work-Life-Balance muss stimmen, also das passende Maß an Arbeits- und Freizeit.

Drei wesentliche Arbeitsbedingungen müssen für unseren Musiker stimmen, damit ihm die Liebe zur Musik und seine innere Motivation erhalten bleiben:

  • freiwillige Bindung,
  • kompetente Hierarchie und gegenseitige Wertschätzung,
  • Work-Life-Balance.


Der Dienstplan ist dann nur noch ein sanfter äußerer Zwang, der ihm ab und zu über die nur allzu menschlichen Blockaden hilft. Selbstverständlich gibt es schon jetzt solche vorbildlichen Arbeitsbedingungen in einigen Firmen. Und die wissen auch warum, denn gut motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind das wichtigste Kapital eines Unternehmens.

Uns geht es darum, ideale Lebens- und Arbeitsbedingungen für alle Menschen zu schaffen, und zwar weltweit. Damit dienen wir dem Dreifachen Wohl: dem Wohl des Einzelnen, der ideale Lebens- und Arbeitsbedingungen genießt – dem Wohl der Gemeinschaft, denn zufriedene Menschen heben das gemeinsame Lebensgefühl aller – und dem Wohl des großen Ganzen, denn auch für das »Unternehmen Freegaia« sind motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das wichtigste Kapital.

Um  für jeden Mensch ideale Lebens- und Arbeitsbedingungen sicher zu stellen, müssen wir dafür sorgen, dass jeder Mensch überhaupt erst einmal eine Arbeitsmöglichkeit erhält. Diese gilt es dahingehend zu optimieren, dass sie seinen persönlichen Idealvorstellungen möglichst nahe kommt. Hierfür haben wir das Konzept der Bedingungslosen Teilhabe entwickelt.


»Jeder hat das Recht – nicht die Pflicht – zur Bedingungslosen Teilhabe. Teilhabe besteht aus Geben und Nehmen. Jeder Mensch hat also das Recht, seinem Wesen entsprechend zum Gemeinwohl beizutragen.«
– Joytopia

Unabhängig von Alter, Gesundheitszustand, Geschlecht, Hautfarbe, Nationalität, Religion, und Weltanschauung..., erhält jeder Mensch die Möglichkeit, bis zu fünfzig Stunden pro Monat seinem Wesen entsprechend für die Gemeinschaft tätig zu sein und sich damit ein Aktives Grundeinkommen von zwanzig Gradido pro Stunde zu verdienen. Das aktive Grundeinkommen beträgt also maximal tausend Gradido. Gradido heißt »Dank«. Die Gemeinschaft bedankt sich also bei jedem ihrer aktiven Mitglieder: »Tausend Dank, weil Du bei uns bist!«. Die Bedingungslose Teilhabe ist ein Recht und keine Pflicht. Wer seine Zeit lieber anderweitig nutzen will, zum Beispiel um in der freien Wirtschaft zu arbeiten, darf das gerne tun.

»Ob wir nun zum Gemeinwohl beitragen oder in der freien Wirtschaft arbeiten oder beides – es ist wie in der Natur: jeder beschäftigt sich seinem Wesen entsprechend. Wer gerne Brot bäckt, bäckt Brot, wer gerne musiziert, macht Musik. Manche Bürger üben mehrere Berufe aus, weil es ihnen Spaß macht, vielseitig zu sein. Wir tun, was wir lieben, liefern beste Qualität und sind erfolgreich damit.«
– Joytopia

Ungewöhnlich beim Konzept der Bedingungslosen Teilhabe ist die Tatsache, dass jeder das Recht dazu hat, also auch Kinder, Kranke und alte Menschen. Ungewöhnlich vor allem auch deshalb, weil Kinderarbeit hierzulande verboten ist. In den Dritte-Welt-Ländern werden Kinder unter unmenschlichen Bedingungen in so genannten Sweatshops zur Kinderarbeit gezwungen. Dabei stellen sie Produkte her, die bei uns verkauft werden dürfen. Welch doppelzüngige Moral!

Doch es gibt auch Kinderarbeit, die sich sehr positiv auf die Entwicklung der jungen Menschen auswirkt: Kinder, die in Familienunternehmen aufwachsen, arbeiten meist von klein auf mit. Sie sind normalerweise verantwortungsvoller, selbstbewusster und lebenstauglicher als ihre Altersgenossen. Diese Qualitäten bleiben ihnen meist auch im Erwachsenen-Leben erhalten.

Als Junge hatte ich mir gewünscht, möglichst bald arbeiten gehen und Geld verdienen zu dürfen, wie mein Vater. Sobald es mir erlaubt wurde, fing ich an, Prospekte für einen Lebensmittelmarkt auszutragen. Etwas später gab ich anderen Schülern Nachhilfe in Mathematik. In den Schulferien bemühte ich mich um Ferienjobs. Die Möglichkeit, eigenes Geld zu verdienen, trug sehr zu meinem Selbstbewusstsein bei.

Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger, die nicht die Möglichkeit haben, ihr eigenes Geld zu verdienen, leiden oft an Minderwertigkeitsgefühlen. Dabei geht es weniger um das Geld, sondern um das Bewusstsein, ein vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft zu sein, seinen Beitrag leisten zu dürfen. So ist es auch zu verstehen, wenn Rentner, die ihr ganzes Arbeitsleben lang für die Rente einbezahlt hatten, kurz nach ihrer Pensionierung krank werden und sterben, weil sie nicht mehr das Gefühl haben, gebraucht zu werden.

Bedingungslose Teilhabe bedeutet also, seinem Wesen entsprechend zum Gemeinwohl beitragen zu dürfen. Die erste Frage lautet: was machst du gerne, was kannst du, was möchtest du beitragen? Erst danach wird geprüft, wie diese Fähigkeiten optimal für die Gemeinschaft eingesetzt werden können. 

Das kann bereits im Vorschulalter mit kindgerechten Aufgaben beginnen und sich dann weiter entwickeln. Die Entwicklung des höchsten Potenzials, seine ganz persönlichen Neigungen und Fähigkeiten zu entdecken und seine Lebensaufgabe zu finden, erscheint uns als wichtig genug, um dieses Thema als Hauptfach für die Schule zu empfehlen.

In der Übergangszeit werden auch Erwachsene dabei Unterstützung brauchen. Viele haben inzwischen vergessen, was sie wirklich wollen und was sie gerne tun. Sie hören ihre innere Stimme nicht mehr; sie haben aufgehört, ihre inneren Sehnsüchte zu spüren, sich ihre Wünsche zu erlauben und eigene Ziele zu setzen. Hier kann die Gemeinschaft mit geeigneten Maßnahmen helfen. Es gibt schon heute sehr gute Methoden, sein volles Potenzial zu entwickeln. Das kann auch in Gruppen geschehen.

Auch kranke Menschen haben meistens das Bedürfnis, gebraucht zu werden und sich in die Gemeinschaft einzubringen. Und auch ihnen gilt es gegebenenfalls Hilfestellung zu leisten. Im Idealfall wird dies ihre Lebensqualität und sogar ihren Gesundheitszustand positiv beeinflussen.

Menschen mit Behinderungen haben oft ganz außergewöhnliche Fähigkeiten. Kennen Sie die Brenzband? Das ist eine etwa fünfzehn-köpfige Musik-Kapelle, die zum großen Teil aus Menschen mit Behinderungen besteht. Bei ihren Konzerten bringen sie eine solche Sympathie und menschliche Wärme rüber, dass es die reine Freude ist. Bei ihren zahlreichen Auftritten spielen sie inzwischen auch bei politischen Anlässen und schaffen es dabei, die Menschen zu Tränen zu rühren. Ihre Auslandstourneen reichen bis nach China, und vor ein paar Jahren erhielten sie sogar einen Preis der UNESCO. Es ist sicher nicht nur ihre Musik, die das Publikum berührt. Die Liebe und die Intensität, mit der diese Musiker »mit Behinderung« bei der Sache sind, rührt einfach die Herzen an.

Oder kennen Sie den Film Rainman, in dem Dustin Hofmann einen autistischen Mann spielt, der seinem jüngeren Bruder, einem herzlosen Geschäftsmann, wieder menschliche Gefühle beibringt?

Das sind nur zwei grundverschiedene Beispiele für die außergewöhnlichen Qualitäten, die Menschen mit Behinderungen in unser Leben bringen können. Stattdessen werden sie in unserer Gesellschaft leider häufig weg gesperrt. Wie reich wird unser gemeinsames Leben werden, wenn auch sie die Bedingungslose Teilhabe genießen um sich auf ihre ganz persönliche Weise in die Gemeinschaft einbringen dürfen!

Wie wir sehen, können und wollen viel mehr Menschen ihren Teil zum Gemeinwohl beitragen, als landläufig vermutet wird. Ihnen allen das verbriefte Recht auf Bedingungslose Teilhabe zu geben (oder besser gesagt zurückzugeben, denn in unserer Gesellschaft wurde es ihnen genommen), wird unser aller Lebensqualität um ein Vielfaches anheben.

Es versteht sich von selbst, dass Menschen, die gar nichts tun können oder aus gesundheitlichen Gründen eine Auszeit brauchen, ihr Grundeinkommen und die nötige Pflege erhalten, ohne dass eine Gegenleistung von ihnen erwartet wird. Sie sind ja glücklicherweise schon jetzt in einigen Ländern durch Sozialhilfe, Rente oder ähnliches versorgt. In der Natürlichen Ökonomie des Lebens sind sie vollwertige Mitschöpfer: wie alle anderen Menschen tragen auch sie zur Geldschöpfung bei.

Kapitel 3.6. – Dreifache Geldschöpfung

Auszug aus dem Buch »Gradido – Natürliche Ökonomie des Lebens«

Dreifache Geldschöpfung durch das Leben

 »Unser Geld wird nicht mehr durch Schulden geschöpft, sondern durch das Leben selbst. Für jeden Staatsbürger werden jeden Monat 3.000 Gradido geschöpft. Ein Drittel des geschöpften Geldes wird für ein Grundeinkommen verwendet. Das zweite Drittel für den Staatshaushalt und das dritte Drittel für den Ausgleichs- und Umweltfonds. Wir nennen dies die Dreifache Geldschöpfung.«
– Joytopia

Erinnern Sie sich noch, woher im alten System das Geld kommt? Richtig – aus dem Nichts!  Aus »Nichts« entstehen Guthaben und Schulden. Es werden Zahlen im Computer generiert nach international anerkannten Regeln. Die alten Regeln folgen Null-Summen-Prinzip und sind so gestaltet, dass ihre Auswirkungen allen schaden und niemandem nützen.

Gradido das »lebende Geld« entsteht aus dem Leben selbst. Durch die Existenz jedes Menschen werden pro Monat dreitausend Gradido Guthaben geschöpft, ohne dass dadurch Schulden entstehen. Die neuen Regeln, nach denen die Zahlen im Computer generiert werden, folgen dem Plus-Summen-Prinzip und dienen dem Dreifachen Wohl: dem Wohl des Einzelnen, dem Wohl der Gemeinschaft und dem Wohl des Großen Ganzen. Ihre Auswirkungen nützen allen Beteiligten und schaden niemandem.

Es ist wichtig zu verstehen, dass Geldschöpfung nichts weiter ist, als das Erzeugen von Zahlen im Computer. Und es ist ganz normal, dass Regeln geändert oder durch neue Regeln ersetzt werden, wenn sie nicht (mehr) dienlich sind. Es gibt wohl kaum etwas Lebensfeindlicheres auf dieser Welt, als das aktuelle Geldsystem. Alle Kriege und alle von Menschen gemachten Katastrophen sind direkte oder indirekte Folgen davon. Welcher Teufel hat die Menschheit geritten, das Schuldgeldsystem einzuführen? Und welcher Teufel reitet uns immer noch, es zu behandeln wie eine heilige Kuh und seine hinterhältigen Schöpfungsregeln aufrecht zu erhalten? Es ist ganz einfach, die Regeln zu ändern und ein lebendiges Geld zu erschaffen, das dem Wohle aller dient und das Überleben der Menschheit möglich macht – in Frieden und in Harmonie mit der Natur.

Aus dem Dreifachen Wohl leitet sich die Dreifache Geldschöpfung ab. Für jeden Menschen werden monatlich 3 mal 1000 Gradido geschöpft. Mit 1000 Gradido pro Person pro Monat bietet die Natürliche Ökonomie des Lebens die finanziellen Mittel, um dem Dreifachen Wohl zu dienen. Die Dreifache Geldschöpfung beinhaltet:
  • ein aktives Grundeinkommen für jeden Menschen,
  • ein Staatseinkommen für jedes Land, proportional zur Anzahl seiner Bürger,
  • einen Ausgleichs- und Umwelt- Fonds (AUF) zur Sanierung der Altlasten.

Das Aktive Grundeinkommen

 Die erste  Geldschöpfung von 1000 Gradido ist für das Grundeinkommen bestimmt. Jeder Bürger hat Anspruch auf ein Grundeinkommen von 1000 Gradido. Dabei sind zwei Varianten denkbar: ein Bedingungsloses Grundeinkommen, das jeder »einfach so« bekommt, und das Aktive Grundeinkommen, dass man sich mit der Bedingungslosen Teilhabe verdient.

Aufgrund der vielen positiven Auswirkungen, die die Bedingungslose Teilhabe mit sich bringt, plädieren wir eindeutig für die Variante des Aktiven Grundeinkommens. Zu den  bereits beschriebenen Vorteilen kommt aus geldtheoretischer Sicht noch das Argument dazu, dass das geschöpfte Geld durch bereits erbrachte Leistungen gedeckt ist.  Auch wenn – und gerade weil – der Geldwert nur in den Köpfen der Menschen besteht, dürfte leistungsgedecktes Geld einen stabileren Wert haben, als Geld, das »einfach so« geschöpft wurde.

Die Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens löst so genannte »Neiddebatten« aus. Die arbeitenden Menschen fragen sich, wieso sie das Geld oder die Produkte erwirtschaften sollen, die andere Menschen verbrauchen, welche in ihren Augen nicht arbeiten. Befürworter des  Bedingungslosen Grundeinkommens versuchen diese Neiddebatten mit allerlei Argumenten zu entschärfen, was ihnen jedoch nicht wirklich gelingt.

Ein leistungsgedecktes Grundeinkommen lässt solche Neiddebatten gar nicht erst aufkommen. Schließlich hat sich jeder sein Aktives Grundeinkommen durch Leistungen für die Gemeinschaft verdient. 

Staatseinkommen proportional zur Einwohnerzahl

Die zweite Geldschöpfung von 1000 Gradido pro Kopf pro Monat fließt in den Staatshaushalt.  Ohne Steuern eintreiben zu müssen steht damit jedem Land ein Pro-Kopf-Staatshaushalt in einer Größenordnung zur Verfügung, die zur Zeit in Mitteleuropa üblich ist – einschließlich Gesundheits- und Sozialwesen.

Mitteleuropa hat zurzeit den höchsten Lebensstandard weltweit. Deshalb dient es uns  als Maßstab, wenn es darum geht, zu definieren, was wir uns quantitativ unter weltweitem Wohlstand vorstellen.

Da die zweite Geldschöpfung neben dem Staatshaushalt auch das Gesundheits- und Sozialwesen einschließt, müssen weder Steuern noch andere Abgaben eingefordert werden. So ist wesentlich weniger staatliche Kontrolle nötig als heute. Dies ermöglicht einen signifikanten Bürokratieabbau.

Der Staatshaushalt wird vollständig ohne Schulden finanziert. Es entfallen sämtliche Kosten, die im heutigen System noch für den Kapitaldienst aufzubringen sind. Es wird in Zukunft absolut keinen Grund mehr geben, warum ein Staat jemals Schulden aufnehmen sollte. Denn zum einen ist der Staatshaushalt bereits großzügig bemessen und zum anderen ist für Umweltschutz und Umweltsanierung noch einmal ein zusätzlicher Topf  in der gleichen Höhe vorgesehen.

Ausgleichs- und Umweltfonds

Die dritte Geldschöpfung ist für die Sanierung und Bewahrung unserer Umwelt vorgesehen. Mit 1000 Gradido pro Kopf pro Monat ist der weltweite Umwelt-Haushalt so hoch, wie  die Staatshaushalte aller Länder zusammen. Wie der Name schon sagt, hat der Ausgleichs- und Umweltfonds die Aufgabe, die ökonomischen und ökologischen Altlasten so gut es geht zu beseitigen und in Zukunft die Natur und Umwelt nachhaltig zu schützen.

Unter ökonomischen Altlasten verstehen wir in erster Linie die gravierenden Unterschiede zwischen den bisher armen Ländern und den reichen Industrienationen. Der Ausgleichs- und Umweltfonds hilft hierbei zusätzlich zu  der ausgleichenden Wirkung, die die Natürliche Ökonomie des Lebens von Hause aus mitbringt.  Die schnellstmögliche Beseitigung der Unterschiede zwischen Arm und Reich ist in erster Linie ein Signal des Friedens, denn sie zeigt die bedingungslose Bereitschaft der reichen Industrienationen, den Schaden wieder gut zu machen, den sie in der Vergangenheit angerichtet haben. Und weltweiter Frieden kommt neben den Menschen auch der Umwelt zugute.

Die langfristige Aufgabe des Ausgleichs- und Umweltfonds ist der nachhaltige Schutz von Umwelt und Natur. Umweltfreundliche Industriezweige, Produkte und Dienstleistungen werden subventioniert. Damit werden Bioprodukte deutlich preiswerter als umweltschädliche Produkte, die sich dann nicht mehr am Markt halten können. Nur noch umweltfreundliches Wirtschaften wird sich rechnen. Bisher umweltschädliche Industriezweige erhalten Unterstützung bei der Umstellung.

Mit der dritten Geldschöpfung haben wir einen weltweiten Umwelt-Haushalt geschaffen, der die finanziellen Mittel zur Verfügung stellt, um wieder in Einklang mit der Natur zu kommen. Das kann allerdings nur funktionieren, wenn wir ein wichtiges Naturgesetz fest in unser Geld- Wirtschaftsmodell einbauen: den Kreislauf von Werden und Vergehen.