»Wenn jemand ein Projekt plant und noch Geld dazu braucht,
schreibt er an seine Freunde. Diejenigen, denen das Projekt gefällt,
unterstützen ihn und leiten seinen Aufruf an ihre Freunde weiter. So kann es
sein, dass er reichliche Unterstützung von Leuten bekommt, die er vorher noch
nicht einmal kannte.«
– Joytopia
Kredite – auch die zinslosen Kredite der Natürlichen
Ökonomie des Lebens – sind eine Methode, den Ausgleich, der im Hier und Jetzt
nicht möglich erscheint, auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Sie
erzeugen damit ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen dem Kreditgeber und dem
Kreditnehmer. Dies kann durchaus erwünscht sein. Kredite und Geldanlagen sind
daher auch in der Natürlichen Ökonomie des Lebens vorgesehen.
Das freie Schenken gibt uns die zusätzliche Möglichkeit,
Projekte ganz im Hier und Jetzt zu finanzieren. Beim freien Schenken entstehen
keine Abhängigkeiten zwischen dem Schenkenden und dem Beschenkten.
Möglicherweise entstehen Freundschaften. Die sind dann freiwillig.
Hier-und-Jetzt-Finanzierungen kennen wir bereits heute unter dem Namen
»Spenden«.
In der Open Source Bewegung für freie Software und auch in
der Creative Commons Bewegung für freie Inhalte hat sich der »Donation-Button«
(Spenden-Knopf) durchgesetzt. Wer eine freie Software benutzt oder freie
Inhalte liest, möchte vielleicht das Projekt unterstützen und spendet einfach
direkt an die Entwickler oder Autoren. Diese haben ja bereits bewiesen, dass
sie sich für das gemeinsame Projekt einsetzen und gute Arbeit leisten. Niemand
stört sich daran, dass es sich um Einzelpersonen handelt. Ganz im Gegenteil:
die Spende kommt zu hundert Prozent dort an, wo sie hingehört, nämlich bei der
Entwicklung des Projekts, und das ohne unnötigen Verwaltungsaufwand.
Dies ist auch das Prinzip der Hier-und-Jetzt-Finanzierung.
Wer ein Projekt durchführt, dessen Erfolg für andere von Interesse sein könnte,
macht dieses Projekt publik und bittet um Unterstützung. Jedes Projekt kostet
Geld, in Form von Fremdkosten und persönlicher Arbeit. Wer ein wichtiges
Projekt mit dem Einsatz seiner ganzen persönlichen Kraft durchführen will, hat
wenig Zeit und Energie übrig, sich auch noch um seinen Lebensunterhalt kümmern
zu müssen. Und wenn das Projekt wirklich wichtig ist, wird er reichlich Hilfe
bekommen. Diejenigen, denen das Projekt ebenfalls wichtig ist, unterstützen ihn
und leiten seinen Aufruf an ihre Freunde weiter. Dadurch wird eine positive
Kettenreaktion ausgelöst: das Projekt wird bekannt und erhält immer mehr
Unterstützung.
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