Freitag, 1. März 2013

Die Zerstörung des Dorfes – Giralgeldschöpfung

Unser Geldsystem hat einige ganz eklatante Fehlfunktionen, die andere Zustände als wir sie jetzt auf der Welt haben schon rein mathematisch nicht zulassen. Was ich damit meine, möchte ich in einer Geschichte erklären:

Das schöne kleine Dorf


In einem kleinen Dorf wohnen drei Familien:
  • Familie Bauer
  • Familie Schneider
  • Familie Maurer
Was immer es zu tun gibt, eine der drei Familien macht das perfekt, oder sie machen es gemeinsam. Familie Bauer sorgt für die Erzeugung der Lebensmittel betreibt auch einen kleinen Landgasthof. Familie Schneider ist  für alles zuständig was mit  Bekleidung zu tun hat. Sie sind berühmt für ihre Trachtenmoden. Die Maurers sind begnadete Handwerker und gern zur Stelle, wenn es etwas zu bauen oder zu reparieren gibt. In unserem kleinen Dorf mangelt es an nichts. Die Menschen sind glücklich und zufrieden.

Die Bank kommt ins Dorf


Eines Tages zieht aus der benachbarten Stadt eine junge Familie in das Dorf, die Familie Bank. Herr und Frau Bank sind begeistert von dem idyllischen Dorf und möchten gerne ihren Teil zum Wohlstand des Dorfes beitragen. Sie laden das ganze Dorf in den Landgasthof ein. Dort schlagen den einheimischen Familien vor, jeweils ein Girokonto einzurichten. Das sei zunächst kostenlos. Wenn man ins Soll kommt, kostet es ein paar Zinsen, aber dafür können sie sich sofort viel mehr leisten. Außerdem würde die Familie Bank im Dorf einkaufen und damit die eingenommenen Zinsen wieder in Umlauf bringen. Jede der drei angesehenen Familien würde ohne besondere Sicherheiten einen Dispokredit von 10.000 € erhalten, d.h. jeder dürfe sein Konto um 10.000 € überziehen. Gesagt getan.

Die Wirtschaft floriert


Als erstes lässt sich Familie Bauer ihren Gasthof renovieren. Familie Schneider  entschließt sich, die Hochzeit ihrer Tochter im Landgasthof Bauer zu feiern. Für das große Fest lässt sich das ganze Dorf neue Anzüge und Kleider bei Schneiders herstellen. So kommt sichtbarer Wohlstand in das kleine Dorf. Nach kurzer Zeit sind alle Häuser frisch gemacht, die Leute ziehen ihre Sonntagsklamotten auch werktags an und gehen vornehm essen. Weil alles so hervorragend läuft, hat Herr Bank gerne allen Familien den Kreditrahmen erhöht, wodurch die Wirtschaft immer mehr florierte.  Seine Zinseinnahmen gab er im wesentlichen in dem kleinen Dorf aus. Er mochte sie gern, die Bauers, die Schneiders und die Maurers. Und auch sie hatten die Familie Bank in ihr Herz geschlossen.

Böses Erwachen


Eines Tages kam die Bankenaufsicht zur Prüfung. Dabei stellten sie fest, dass die Familien Bauer und Schneider schon seit längerer Zeit ihren Kreditrahmen überzogen hatten. Es sah so aus, als ob sie sich immer mehr verschulden würden. Familie Maurer dagegen hatte nun schon über eine Millionen Guthaben auf dem Konto. Tatsächlich hatten die beiden verschuldeten Familien exakt genauso viel Schulden, wie die Maurers Guthaben.  Die einen schämten sich insgeheim wegen ihrer Schulden, die anderen wegen ihres Reichtums. Und da man nie über Geld sprach, dachte jeder, den anderen Familien ginge es genauso so wie ihm. Schließlich hatten sie alle ein schönes Haus, tolle Kleider und und feierten rauschende Feste.

Doch wie konnte es nun zu diesem hohen Schulden kommen?
Nun, es geht mathematisch gar nicht anders. Wenn einer dem anderen Geld überweist, geht der eine ins Minus und der andere ins Plus. Die Summe aller Konten ist immer exakt null. Man nennt dies auch das Gesetz der Bilanz. Es ist ein Null-Summen-Spiel.

Der Zusammenbruch


Die Bank verlangt nun von den Familien Schneider und Bauer, ihren Kredit sofort zurück bezahlen, was sie natürlich nicht können. Daher werden ihre Häuser zwangsverwertet: in ehemaligen den Landgasthof zieht ein Supermarkt und in das Haus des Schneiders ein Bekleidungs-Discounter. Aber auch die halten sich nicht lange und müssen bald aufgeben. Aus den einst schönen Landhäusern sind leer stehende Ruinen geworden.

Familie Maurer hatte zwar am Anfang eine Menge Geld verdient, aber richtig freuen konnte sich nicht darüber.  Schließlich hatten sie ihre besten Freunde verloren. Die wohnten inzwischen in Sozialwohnungen, die von auswärtigen Firmen gebaut worden waren.  Auch Discounter hatten ausländische Bau-Firmen beauftragt, die billiger waren als die Maurers. Das schöne Dorf war kaputt,

Und Familie Bank? Abgesehen davon, dass auch sie die Familien sehr gerne hatten, mussten sie ihre Verluste abschreiben. Die Zwangsverwertung der Immobilien hatte längst nicht die  faulen Kredite abdecken können. Um nicht ganz pleite zu gehen, bemühen sie sich gerade um eines der staatlichen Banken-Rettungsprogramme, aber die sind wohl eher für Großbanken...

Unterm Strich haben alle Beteiligten verloren. 

Wie im Kleinen, so im Großen


Diese Geschichte ist kein Einzelfall. Sie ereignet systematisch in großem Stil auf der ganzen Welt. Sie glauben das nicht? Dann ändern Sie einfach mal die Namen: aus Bauer, Schneider und Maurer  machen Sie Griechenland, Spanien und Deutschland!

Wenn das überall in großem sowie in kleinem Maßstab passiert, dann muss das System liegen. Und das tut es auch. 

Unser Geldsystem ist ein Nullsummenspiel: nach dem Gesetz der Bilanz muss die Summe aller Konten Null sein, d.h. die Summe der Guthaben muss zwingend der Summe der Schulden entsprechen. Dies macht die überwiegende Mehrheit aller Menschen zu Verlierern des Systems.


3 Kommentare:

  1. Lieber Bernd,
    vielen Dank für diese Geschichte, die im Kleinen zeigt, was im Großen passiert.
    Liebe Grüsse
    Peter

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  2. Einfach dargestellt, auf den Punkt gebracht, für jeden verständlich.,....nur anscheinend für die Hochfinanz und ihre Erfüllungsgehilfen nicht: die Regierungen, Behörden, Banken....

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  3. Sehr schön beschrieben - mich wundert es auch das wir trotz solch simpler Erklärungen nicht wenigstens eine Entwicklung zu mehr Gleichheit und Gerechtigkeit anstreben können.
    Die Sichtweise das auch die Banker kein Interesse an der Entwicklung haben können teilen nicht viele.
    Die Banker werden als "die Bösen" dargestellt und die Polizei und Militär als deren blindes Werkzeug - in der Wirkung ist das ja auch so(!)
    dabei machen alle nur Ihren Job in einem defekten System.

    Die Idee aus dem Buch "Geld mit Verfallsdatum" gefällt mir sehr gut ... aber die meisten wissen leider noch gar nicht das das System nur ein Spiel ist und wir die Regeln ändern könnten/sollten von daher sind wir vermutlich verdammt das Spiel mit zuspielen bis die natürliche Grenze erreicht ist.

    Mich interessiert immer was Ihr solange macht?
    (Bzw. was ich am besten solange machen kann)

    .
    o
    O
    )(

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