Pia fragt nach:
„Wie habt ihr das geschafft?“
Eine Geschichte aus der
Zukunft
1.Teil: Die neue Zeit
Der Besuch
„Pia! Das ist aber schön, dass du deine Großmutter
besuchst.“
„Hallo Omi, guck mal, was ich mir gekauft habe! Das ist Joy,
mein neuer Bioroboter aus Fernost. Den gibt es gerade bei Alibi im Sonderangebot für nur 2.999
Gradido. –
Joy, come here! Joy to Pia!!! – Brav!“
<!-- Joy is very good friend -->
„Is ja gut. – Er ist noch auf Englisch eingestellt. – Joy,
speak german!!“
<!-- Joy sprechen Deutsch -->
„ Ups, an der Übersetzung wird wohl noch gearbeitet. – Wo
ist Opa?“
„Beim Seniorensport.“
„Ah, was macht er denn heute?“
„Fallschirmspringen! Er ist noch topfit. Kein Wunder bei
unserer gesunden Ernährung! Quellwasser, Bio-Obst und -Gemüse, Wildkräuter,
kaum Fleisch...“
„Weißt du, was wir heute in Geschichte hatten? Die Müllzeit! Das war doch in deiner Jugend.
War da wirklich alles Sondermüll? Eure Kleidung, Häuser, Computer, Fernseher,
Fahrzeuge, Treibstoff, Straßenbelag? Unser Lehrer sagte, wenn jemand krank war,
musste er sogar Sondermüll schlucken! Stimmt das, Omi?“
„Nun, Pia, wir nannten das Medizin. Aber du hast recht: wenn
wir Medikamente übrig hatten, durften wir sie nicht einfach wegwerfen. Wir
mussten sie als Sondermüll entsorgen, der Umwelt zuliebe.“
„Mein Bioroboter ist voll recyclebar. Die meisten Teile
werden kompostiert und die anderen werden wieder verwendet. Angetrieben wird er
mit freier Energie. Voll umweltfreundlich! – Joy, zeig mal, was Du kannst! Joy,
mach die Küche sauber!“
<!-- Menue Küche sauber machen: Wischen, Staub saugen
oder Geschirr abwaschen? -->
„ Staub saugen!“
<!-- Gesaugten Staub kompostieren: Ja/Nein? -->
„Ja!“
„Also Pia, das ist ja toll, was die Technik heute kann!“
„Omi, das kam alles durch die Natürliche Ökonomie des
Lebens. Diesem genialen Wirtschaftsmodell verdanken wir, dass weltweit die
Armut beseitigt und Wohlstand für alle geschaffen wurde. Und ganz in Harmonie
mit der Natur! NÖL ist mein Lieblingsfach in der Schule.“
Das Naturgesetz von Werden und Vergehen
„Also Pia, dann musst Du mir mal was erklären. Ich finde es
ja großartig: unser Aktives Grundeinkommen, das alle Menschen versorgt, unser
Gesundheitswesen, unseren großzügigen Staatshaushalt und die
Umwelt-Subventionen. Aber eines ist für mich noch immer ein Rätsel: Wie
funktioniert die Natürliche Ökonomie des Lebens? Wo kommt das Geld her, ganz
ohne Steuern und Abgaben?“
„Tja, Omi, für dich ist das immer noch ungewohnt.
Schließlich gingst du in der Müllzeit zur Schule. Die damalige Wirtschaft
ignorierte die elementarsten Naturgesetze, wie den Kreislauf von Werden und
Vergehen. Aber die Vergänglichkeit ist unvermeidlich – das weiß doch heute
jedes Kind! Weil ihr sie ignoriert hattet, überraschte sie euch in Form von
Inflation, Geldcrash, Kriegen und so weiter. Dabei ging es euch ja noch gut in
Europa. Auf anderen Kontinenten mussten die Menschen hungern. Und beinahe
hättet ihr die ganze Erde zerstört!“
„Pia, ja das stimmt. Ihr werdet uns das vorhalten, so lange
wir leben. Zum Glück verbreitete sich die Natürliche Ökonomie des Lebens wie
ein Lauffeuer durch das Internet. Dadurch entstand ein Quantensprung in der
Entwicklung der Menschheit. Doch wie funktioniert sie genau?
„Das will ich dir gerne erklären, Omi. Nächste Woche darf
ich in der Schule ein Referat darüber halten. Die Natürliche Ökonomie des
Lebens gründet auf dem Naturgesetz von Werden und Vergehen. Wie du weißt, haben
wir jetzt »Lebendiges Geld«, und die Währung heißt Gradido. Unser Geld wird
geschöpft durch das Leben selbst. Und es ist vergänglich, wie alle Produkte der
Natur.“
„Geld wird geschöpft und ist vergänglich?“
„Genau! Die Gesellschaft schöpft monatlich für jeden
Menschen dreitausend Gradido. Ein Gradido entspricht etwa dem früheren Euro.
Die ersten tausend Gradido sind für das Aktive Grundeinkommen vorgesehen, das
sich jeder mit der Bedingungslosen Teilhabe verdienen kann. Die zweiten tausend
Gradido erhält der Staat, und die dritten tausend gehen an den Ausgleichs- und
Umwelt-Fonds, den AUF.“
„Der AUF bewirkt viel Gutes für Mensch und Natur!“
„Ja, der Ausgleichs- und Umwelt-Fonds dient der Wiedergutmachung
der Umweltschäden, die es leider auch heute noch gibt. Für die Umwelt steht
damit ein zusätzlicher Topf in Höhe des Staatshaushaltes zur Verfügung.
Umweltschutz und Umweltsanierung sind die lukrativsten Wirtschaftszweige.“
„Deshalb die gute Entwicklung! – Pia, du hast gesagt, dass
unser »lebendiges Geld« durch das Leben entsteht und dass die Gesellschaft
monatlich Geld schöpft. Wie kann ich mir das vorstellen?“
„Je nach Staatsform wird das Geld in der Kommune oder in
einer Zentralbank geschöpft. Jeder Mensch hat genau ein Schöpfungskonto. Der
Betrag ist für alle gleich. Die Geldschöpfung beginnt mit der Geburt und endet
mit dem Tode. Das Lebensgeld entsteht also durch das menschliche Leben. Alle
Menschen und alle Länder haben gleiche Bedingungen.“
„Das Geld wird also quasi aus dem Nichts geschaffen? Wie ist
das Geld gedeckt?“
„Durch das Wertvollste, das wir haben: das menschliche Leben
selbst! Jeder Mensch dient der Gemeinschaft, wirtschaftlich gesprochen, als
Mitarbeiter und Kunde. Die Gemeinschaft, das sind wir alle. Jeder kann sich
über die Bedingungslose Teilhabe in die Gemeinschaft einbringen. Und zwar ganz
nach seinen Neigungen und Fähigkeiten, also seinem Wesen entsprechend. Jeder
darf tun, was er liebt. Dafür verdient er zwanzig Gradido pro Stunde. Das geht
bis maximal tausend Gradido pro Monat. Das sind die tausend Gradido Aktives
Grundeinkommen, die jedem Menschen zustehen. Gradido heißt »Danke«. Mit den
tausend Gradido sagen wir jedem Menschen Danke: Tausend Dank, weil du bei uns
bist!“
„Aber wenn jeden Monat geschöpft wird, wird das Geld immer
mehr. Warum gibt es bei uns keine Inflation?“
„Inflation ist unfreiwillige Vergänglichkeit. Bei uns läuft
die Vergänglichkeit nach Plan: Jeden Monat werden von jedem Konto etwa fünf
Prozent des Guthabens abgebucht. Das ergibt fünfzig Prozent im Jahr.“
„Also von jedem Gradido auf meinem Konto ist nach einem Jahr
die Hälfte weg. Richtig?“
„Richtig!“
„Dafür bekomme ich jeden Monat tausend Gradido als
Aktivierendes Grundeinkommen dazu? Schließlich übernehme ich ja viele
Gemeinschaftsdienste, wie Bürgerbüro, Kinderbetreuung, Musikunterricht...“
„Ja, Omi, genau!“
„Dann haben alle Menschen immer gleich viel Geld zur
Verfügung?“
„Nein! Wer zusätzlich arbeitet oder Geschäfte macht, erzielt
zusätzliches steuerfreies Einkommen. Manche verzichten auch auf die
Bedingungslose Teilhabe, weil sie in der Wirtschaft mehr verdienen. Wie du
weißt, gibt es weiterhin Millionäre. Nur Armut kann es nicht mehr geben.“
Mal rechnen, ob es stimmt!
„Pia, ich bin weder Mathematiker noch Ökonom. Kannst du mir
einfach und plausibel erklären, wie das ganze im Großen funktioniert?“
„Gerne. Aber ein bisschen rechnen müssen wir dabei. In
Deutschland haben wir heute wie damals achtzig Millionen Einwohner, etwa eine
Billion Staatshaushalt einschließlich Gesundheitswesen und vier bis fünf
Billionen Gesamtguthaben aller Konten. Kannst Du folgen, Omi?“
„Bis jetzt noch!“
„Durch das Zusammenspiel von Geldschöpfung und
Vergänglichkeit ist die Geldmenge stabil. Sie pendelt sich auf den Wert ein, wo
sich die Geldschöpfung von dreitausend Gradido pro Bürger und die
Vergänglichkeit von fünf Prozent die Wage halten. Das sind sechzigtausend
Gradido pro Bürger, denn fünf Prozent von sechzigtausend sind dreitausend.“
„Aha, zur Geldschöpfung gehört die Vergänglichkeit. Deshalb
bleibt die Geldmenge konstant und der Geldwert stabil. Jeder hat sein
Grundeinkommen, jedes Land ein Staatseinkommen, und die Umwelt wird saniert.
Stimmt’s Pia?“
„Genau! Die gesamte Geldmenge ist etwa so wie früher. In
Deutschland sind das zum Beispiel achtzig Millionen Bürger mal sechzig tausend
Gradido, das sind 4,8 Billionen Gradido Gesamt-Guthaben. Unsere Preise sind
deshalb so ähnlich wie früher.“
„Und der Staatshaushalt?“
„Wir haben zwölf Monate mal tausend Gradido mal achtzig
Millionen Bürger. Das sind 960 Milliarden Gradido Staatshaushalt im Jahr, also
knapp eine Billion. Auch das ist etwa gleich geblieben. Und zusätzlich haben
wir noch den Ausgleichs- und Umweltfonds in gleicher Höhe.“
„Ah, deshalb ist für alle Ausgaben genug Geld vorhanden –
einschließlich der notwendigen Umweltsanierung. Ganz ohne Steuern,
Versicherungen und sonstigen Abgaben. Phantastisch!“
Arbeitslosigkeit? Altersversorgung? Kein Problem!
„Viele alte Probleme sind damit gelöst: Arbeitslosigkeit,
Schwarzarbeit, Rentenprobleme... all das gehört der Vergangenheit an. Denn
durch das Aktive Grundeinkommen ist jeder vom Kleinkind bis ins Alter versorgt.
Wer zusätzlich arbeitet, verdient steuerfrei hinzu. Viele Menschen gehen selbstständig
ihren Neigungen nach: Kunst, Handwerk, Forschung, Bildung – oder einfach Zeit
für einander haben. Alles ist problemlos möglich. Das Arbeitsklima ist
ausgezeichnet, denn niemand ist gezwungen zu arbeiten. Die Arbeit- und
Auftraggeber werben um ihre Mitarbeiter. Arbeit ist sinnvoll und macht Freude –
oder sie findet nicht statt. Schwarzarbeit existiert per Definition nicht mehr,
weil es keine Steuern gibt.“
„Und die unangenehmen Arbeiten?“
„Die schweren, unmenschlichen Arbeiten werden schon längst von
Maschinen erledigt. – Ah übrigens, was ist mit meinem kleinen Freund? – Joy,
alles klar???“
<!-- Küche Staub gesaugt. Staub in Kompostbehälter getan
-->
„Super, Joy, du bist klasse!“
<!-- Joy ist sehr guter Freund -->
„Ja, Joy, das bist du. – Siehst Du, Omi, immer mehr Arbeit
wird von Maschinen gemacht. Für die anderen Arbeiten sind die Bedingungen so
gut, dass sich immer Menschen finden, die sie gerne tun. Gefährlichere Aufgaben
sind bei Abenteurern sehr beliebt, denn sie werden bestens bezahlt. Übrigens
sind sie weniger gefährlich als früher, weil alle Sicherheitsvorkehrungen
getroffen werden.“
Das System reguliert sich selbst.
„Und doch gab es mal kurz Engpässe. Während der Umstellung
auf biologische Landwirtschaft wurden die Lebensmittel knapp. Das hatte sich
aber schnell erledigt.“
„Stimmt, Omi! Lebensmittel wurden teuer und das
Grundeinkommen knapp. Viele Menschen suchten zusätzliche Arbeit. Der AUF
förderte den biologischen Anbau und bot Permakultur-Kurse an. Zahlreiche
Familien bauten sich einen Landsitz auf, und bald sanken die Preise wieder auf
ein gesundes Niveau.“
„Genau! Lebensmittel kosten heute zwar etwas mehr als in der
Müllzeit, dafür sind sie biologisch, und die Qualität ist ausgezeichnet. Jeder
kann sich diese gute und gesunde Ernährung leisten.“
„Wie du siehst, Omi, regelt sich das System selbst: Werden
Güter knapp, steigt der Preis. Folglich wollen manche Menschen mehr arbeiten.
Die besten Arbeitsangebote gibt es bei den knappen Gütern, die nun vermehrt
produziert werden. Die Preise sinken, bis das Gleichgewicht wiederhergestellt
ist.“
„Plausibel und verblüffend einfach.“
Bei Krediten gewinnen beide.
„Aber sag mal Pia, dein Bioroboter war doch ganz schön
teuer, fast dreitausend Gradido. Wie kannst du dir so etwas leisten?“
„Joy ist eine Investition. Ich habe ihn per Kredit
finanziert.“
„Pia, du hast Schulden gemacht???“
„Nein! Ich habe Kredit bei meinen Klassenkameradinnen
aufgenommen, um die Investition zu finanzieren. Wie das geht, haben wir in NÖL
gelernt, und ich bin schließlich sehr geschäftstüchtig!“
„Hört hört, meine dreizehnjährige Enkelin!“
„Soll ich dir meine Kalkulation erklären, Omi?“
„Du brennst ja förmlich darauf. Also los!“
„Du weißt ja, ich bekomme tausend Gradido im Monat Aktives
Grundeinkommen. Dafür habe ich einige interessante Aufgaben in der Schule
übernommen. Unter anderem gebe ich eine NÖL-AG und mache meine Mitschülerinnen
fit. Meinen Eltern gebe ich sechshundert Gradido für Miete und Verpflegung,
zweihundert brauche ich für das Laufende und zweihundert habe ich übrig.“
„Und die könntest du für die Zukunft sparen!“
„Im Prinzip hast du Recht, Omi. Nur: für die Zukunft spart
man nicht – in die Zukunft investiert man!“
„Wo ist denn da der Unterschied?“
„Würde ich versuchen, Geld für die Zukunft zu sparen, wäre
es durch die Vergänglichkeit bald weg. Wir können investieren, indem wir Kredit
geben oder Kredit nehmen. Ich habe mich entschlossen, einen Kredit zu nehmen
und mir den Bioroboter zu kaufen. Damit gehe ich zu unseren Nachbarn und helfe
im Haushalt für zwanzig Gradido die Stunde. So kann ich den Kredit bald zurückbezahlen. Danach mache ich nur noch
Gewinn.“
„Aus meiner kleinen Pia ist eine clevere Geschäftsfrau
geworden!“
„Ich investiere damit gleichzeitig in Menschen, denn Joy
kann das meiste selbst tun. Ich muss ihn nur einlernen. Dann kann ich mich mit
meinen Nachbarinnen und Nachbarn unterhalten oder deren Gäste bewirten. Aus
guten Nachbarn werden Freunde, die sich gegenseitig weiterhelfen – privat und
beruflich. Das nenne ich Nachbarschaftshilfe im besten Sinne!“
„Pia, ich staune immer mehr! – Was aber ist mit deinen
Geldgeberinnen?“
„Die beiden Schülerinnen hatten gerade Geld übrig und boten
mir einen Kredit. Die zwei machen das recht professionell: Indem sie immer
wieder Kredite vergeben, erhalten sie den Geldwert und sammeln schon jetzt ein
kleines Vermögen an. Das werden bestimmt mal Bankerinnen.“
„Nehmen sie denn Zinsen?“
„Nein! Denn viele Leute wollen ihren Geldwert erhalten und
bieten deshalb zinslose Kredite.“
„Ah, die Mädels haben also auch ohne Zinsen ihren Vorteil.“
„Ja, Omi. Die Natürliche Ökonomie des Lebens ist ein
Plus-Summen-Spiel. Da gibt es überall Win-Win-Situationen.“
„Sind denn all deine Mitschüler so geschäftstüchtig?“
„Manche haben andere Interessen: Sport, Kunst, Musik,
Wissenschaft, Forschung, Entwicklung, Handwerk... Jeder Schüler ist in mindestens einem Projekt
engagiert. Alle gewinnen, denn selbst wenn ein Projekt kein zusätzliches Geld
abwirft, ist jeder durch sein Aktives Grundeinkommen versorgt. Das ist bei den
Erwachsenen genau so.“
„Ich erinnere mich, Pia, auch wir hatten unser Haus über
einen zinslosen Kredit finanziert. Das Geld vermittelte uns eine Bank gegen
Gebühr. Da wir berufstätig waren und neben dem Grundeinkommen noch steuerfreie
Einkünfte erzielten, konnten wir den Kredit in wenigen Jahren tilgen. Zur
Müllzeit hätten wir wohl ein Leben lang abzahlen müssen.“
Open Source für alle
„Ich höre ein Flumo!“
„Das muss Opa sein. Er kommt vom Fallschirmspringen zurück.
Seitdem es diese öffentlichen Flugmobile gibt, ist Fallschirmspringen zum
Volkssport geworden.“
„Da kommt er! – Hallo Opa!“
„Hallo meine süße Enkelin! Das war ein herrlicher Tag in
freier Natur!“
„Stell dir vor, Sven, deine Enkelin ist Geschäftsfrau
geworden. Sie hat einen Bioroboter gekauft, der schon unsere Küche gesaugt
hat.“
„Klasse, Pia, dann bestehe ich darauf, dein erster
Stammkunde zu werden!“
„Zu spät, Opa! Meiers von nebenan sind auch schon Kunden.“
„Donnerwetter – du bist ja wirklich geschäftstüchtig!“
„Pia und Sven, ich muss euch jetzt verlassen. Im
Seniorenzentrum ist LAN-Party!“
„Omi, spielt ihr immer noch mit euren alten Computern, die
Elektrosmog erzeugen?“
„Meine liebe Pia, wir haben zwar noch die alten
nostalgischen Computer. Doch wir vernetzen sie mit G-Com, ganz ohne
Elektrosmog, so wie dein Bio-Handy und Opas Bio-Computer.“
„Omi, ich bin stolz auf dich! Viel Spaß und bis bald! –
Erstaunlich, Opa, dass die alten Computer schon G-Com haben.“
„Die G-Com, die Kommunikation über die Gravitationswelle ist
schon lange bekannt, doch die Entwicklung unkonventioneller Technologien war
früher mühsam und zäh. Wie du weißt, bin ich selbst Erfinder und hatte sehr
unter dem Patentrecht gelitten, das wirkliche Neuerungen behinderte. Bei
Software war das anders: Open-Source-Software war oft die bessere Wahl.“
„Genau! Mit der Einführung der Natürlichen Ökonomie des
Lebens wurde das Patentrecht novelliert und das allgemeine Open-Source-Prinzip
beschlossen. Das haben wir in NÖL gelernt.“
„Ja, Pia, alles Wissen gehört allen. Nur so konnte die
Menschheit überleben. Das allgemeine Open-Source-Prinzip wurde erst möglich mit
der Einführung des Aktiven Grundeinkommens. Endlich konnten alle gut leben.
Auch die unkonventionellen Denker, Forscher, Künstler und Handwerker konnten ihrer inneren Bestimmung nachgehen. Es
vollzog sich ein Quantensprung in der Entwicklung der Menschheit. Denk nur an
die Flumos: Flugmobile mit Freie-Energie-Antrieb und Autopilot. Man braucht
keine Straßen, keine Parkplätze und kein Benzin.“
„Und man kann sie prima zum Fallschirm springen benutzen,
gell Opa?“
„Ja Pia, und wie!“
„Nach der Novellierung des Patentrechtes kann es auch kein
Patent auf Leben mehr geben.“
„Richtig, Pia! Der Spuk mit patentiertem Saatgut und
gefährlicher Gentechnik ist Gott sei Dank vorbei. Spät genug, denn der
Futtermais wurde durch die Gentechnik fast vollständig vernichtet.“
„Sag mal, Opa, du hast doch für den Ausgleichs- und
Umwelt-Fonds gearbeitet und vieles mitgestaltet. Kannst Du mir bei meinem
Referat helfen, das ich nächste Woche in der Schule halte?“
„Aber gern, mein Schatz!“
Ausgleich zwischen armen und reichen Ländern
„Neben der Sanierung und Bewahrung der Umwelt, hat der AUF
ja noch andere Aufgaben, nämlich den Ausgleich von bisher armen und reichen
Ländern und den Vermögensumtausch, nicht wahr?“
„Ja, Pia! Ich war in dem Team, das den Ausgleich von armen
und reichen Ländern begleitete. Es genügte nicht, dass alle Länder ihr Geld
selbst schöpften. Zuerst musste die Ernährung der Menschen sichergestellt werden.
Wir trugen einige Fakten zusammen und kamen zu einem erstaunlichen Ergebnis.“
„Welche Fakten?“
„Wir untersuchten den Fleischkonsum der Menschen und dessen
Folgen. Zwanzig Prozent der Weltbevölkerung aßen damals achtzig Prozent der
gesamten Fleischproduktion. Der massive Fleischkonsum in den Industrienationen
war Ursache erheblicher Umweltschäden weltweit. Für ein Stück Fleisch wurden
dreißig Mal mehr Umweltressourcen verbraucht, als für pflanzliche Ernährung mit
vergleichbarem Nährwert. In den Ländern mit hohem Fleischkonsum gab es die
meisten ernährungsbedingten Krankheiten.“
„Ah, ich ahne schon das Ergebnis.“
„Unsere Überlegung war: Wenn die Menschen in den
Industrienationen ihren gigantischen Fleischkonsum reduzieren, werden sie
gesünder. Die Umweltschäden gehen zurück und es kann genügend Nahrung für alle
Menschen angebaut werden. Das ist eine großartige Win-Win-Situation für alle.“
„Auch für die Industrie?“
„Ja! Wir finanzierten die Umstellung der
Nahrungsmittelbetriebe und der Landwirtschaft. Wir kreierten die Werbekampagne
»kulinarisch – vegetarisch – solidarisch« mit Kochbüchern, Gourmet-Führern und
vielem mehr. Es gab übrigens keine Probleme mit ethnischen oder religiösen
Gruppen, denn pflanzliche Kost ist in allen Kulturen erlaubt.“
„Doch wie konnten die armen Länder wirtschaftlich aufholen?“
„Das ging fast von selbst: die Industrienationen hatten
Güter im Überfluss und suchten neue Absatzmärkte. Durch die monatliche
Geldschöpfung hatten die armen Nationen genug Geld, um Güter, Technologie und
Knowhow einzukaufen. Dadurch konnten sie ihre Entwicklung sanft angleichen.
Inzwischen produzieren sie ihren Bedarf selbst. Die Wirtschaft beruhigte sich.
Das schont die Umwelt.“
„Aber einige Unternehmen mussten schließen, Opa.“
„Das gab es auch schon zur Müllzeit. Doch jetzt ist eines
ganz anders: Wenn heute Unternehmen schließen, leidet niemand Not. Arbeitgeber
und Arbeitnehmer tragen kaum ein Risiko, denn jeder hat sein Grundeinkommen.“
„Und die Einkommen haben sich weltweit angeglichen.“
„Genau. Durch den Wegfall von Steuern sind die Lohnkosten in
den Industrienationen gesunken. Die Löhne in den anderen Ländern holten auf.
Deshalb gibt es keine Billiglohn-Länder mehr.“
„Also Wohlstand für alle!“
Grund und Boden
„Opa, ihr habt auch Gesetzentwürfe ausgearbeitet, zum
Beispiel die Umweltauflagen für Grund und Boden.“
„Richtig, Pia! Wegen der Vergänglichkeit des Geldes wird
Land ja nicht mehr verkauft, sondern langfristig verpachtet. Das bringt dem
Eigentümer ein kontinuierliches Einkommen. Allerdings ist Besitz von Grund und
Boden mit strengen Umweltauflagen versehen. Wer eigenes oder gepachtetes Land
selbst bewohnt oder bewirtschaftet, erfüllt diese Auflagen mit Leichtigkeit.
Doch großer Landbesitz, der nicht ökologisch bewirtschaftet wird, kann schnell
zur Last werden und lohnt sich nicht als Wertanlage. So kommt es, dass viele
Großgrundbesitzer ihr Land an die Gemeinschaft zurückgeben, die sich dann um
die Renaturierung kümmert.“
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