Ein Drittel des geschöpften Geldes wird für ein
Grundeinkommen verwendet. Das zweite Drittel für den Staatshaushalt und das
dritte Drittel für den Ausgleichs- und Umweltfonds. Wir nennen dies die Dreifache Geldschöpfung.
Zunächst hatten Joytopia und die anderen Staaten einen
General-Schuldenerlass beschlossen. Um niemand zu schädigen, schrieben die
Staaten den Gläubigern das ihnen zustehende Geld auf ihren Konten gut. Das mag
ungewöhnlich klingen, aber Geld ist ja nur eine Zahl in einer Datenbank, die
gemäß verbindlicher Vereinbarungen erstellt wird. Und die Staaten, die bei uns
Geldhoheit haben, hatten dies gemäß Volksentscheid so vereinbart.
Danach wurde die Zinswirtschaft abgeschafft und eine vergängliche Währung eingeführt. Von da an
machte es keinen Sinn mehr, Geld über längere Zeit zu horten, da es immer
weniger wird.“
„Vergängliche Währung? Bei uns nennen wir das Inflation!“
„Das Wort Inflation stammt aus dem Sprachgebrauch des alten
Wirtschaftssystems und trifft den Sinn nicht. Wir sprechen vom Kreislauf des Lebens, dem natürlichen Kreislauf von Werden und Vergehen.“
„Wie hoch ist die Vergänglichkeit
auf Freegaia?“
„Anfangs hatten wir etwas herum experimentiert. Inzwischen
haben sich alle Staaten auf 50% pro Jahr geeinigt. Das heißt, nach einem Jahr
ist vom Geld noch die Hälfte übrig.“
„Heißt das, wenn
dieses Jahr eine Brezel einen Gradido kostet, kostet sie in drei Jahren acht
Gradido?“
„Gradido ist elektronisches Geld, und die Vergänglichkeit
wird vom Konto abgebucht. Der Wert des Gradido bleibt konstant, und deine
Brezel kostet in drei Jahren immer noch einen Gradido. Wir hatten auch ein
Modell für vergängliches Papiergeld entwickelt, doch das kam bei uns nicht mehr
zum Einsatz.“
„Wie funktioniert das nun im täglichen Leben?“
Tausend Dank weil du bei uns bist!
"Der Staat schöpft für jeden seiner Bürger jeden Monat
3 mal 1.000 Gradido. Du erinnerst dich: Gradido heißt Danke. Jeder Bürger hat
das Recht auf ein Aktives Grundeinkommen
von 1.000 Gradido. Der Staat, also die Gemeinschaft aller Bürger, sagt jedem
einzelnen Menschen danke: »Tausend Dank, weil du bei uns bist!«
Das Grundeinkommen von 1.000 Gradido deckt die
Lebenshaltungskosten und ermöglicht jedem Menschen ein würdiges Leben. Die
zweite Silbe von Gradido, das »Di« steht für Dignity, das englische Wort für
Würde. Das Recht auf Grundeinkommen haben alle Menschen: Kinder, Erwachsene und
alte Menschen. Alleinerziehende Eltern mit zwei Kindern erhalten zum Beispiel
3.000 Gradido monatlich. Dadurch sind sie Singles gleichgestellt.“
„Handelt es sich um ein Bedingungsloses
Grundeinkommen?“
„Das Aktive Grundeinkommen garantiert Bedingungslose Teilhabe an der
Gemeinschaft. Jeder hat das Recht – nicht die Pflicht – zur Bedingungslosen
Teilhabe. Teilhabe besteht aus Geben und Nehmen. Jeder Mensch hat also das
Recht, seinem Wesen entsprechend zum
Gemeinwohl beizutragen. In den örtlichen Vollversammlungen besprechen wir,
welche Arbeiten anliegen und wer was machen kann und will. Bezahlt werden 20
Gradido pro Stunde. Jeder darf 50 Stunden bezahlten Gemeinschaftsdienst im
Monat leisten und damit seine 1.000 Gradido als Dank verdienen.“
„Wie ist das mit Kindern, alten und kranken Menschen?“
„Jeder kann seinem Wesen entsprechend beitragen. Die Arbeit
soll Freude machen und Kraft geben. Niemand muss etwas tun, was er oder sie
nicht wirklich gerne macht. Das führt dazu, dass die Menschen bis ins hohe
Alter noch sehr fit sind. Wenn mal jemand krank wird, will er meistens trotzdem
etwas Sinnvolles beitragen, denn er weiß, dass es ihm Kraft gibt und Freude
macht. Und falls es nicht geht, wird das Grundeinkommen selbstverständlich
weiter bezahlt.
Kinder wollen sich ihrem Alter entsprechend spielerisch
einbringen. Kinder, die in frühem Alter bereits etwas Wichtiges tun dürfen,
haben große Freude daran. Es stärkt ihr Selbstbewusstsein und
Verantwortungsgefühl, und außerdem bleiben sie gesünder.“
„Du sagtest, dass jeder das Recht zur Bedingungslosen
Teilhabe hat, aber nicht die Pflicht. Wer sollte das nicht wollen?“
„Manche Menschen ziehen es vor, ihre ganze Zeit in ihre
berufliche Tätigkeit einzubringen. Weil sie dort mehr verdienen, weil sie dort
mehr gebraucht werden, weil es ihnen mehr Spaß macht oder aus welchen Gründen
auch immer. Jeder kann sich frei entscheiden.“
„Dann kann es also überhaupt keine Arbeitslosigkeit geben!“
„Keine Arbeitslosigkeit, keine Rentenprobleme, bessere
Gesundheit, mehr Freizeit. Das Aktive Grundeinkommen hat so viele Vorteile.“
„Gegner des bedingungslosen Grundeinkommens sagen, dass
unter Umständen nicht genug produziert wird, weil sich zu viele Menschen auf
die faule Haut legen.“
„Genau deshalb haben wir das Aktive Grundeinkommen eingeführt.
Geben und Nehmen gehört zusammen. Wir sind weitgehend frei darin, was wir
beitragen, aber irgendetwas beitragen müssen wir, wenn wir Geld verdienen
wollen. Ob wir nun zum Gemeinwohl beitragen oder in der freien Wirtschaft
arbeiten oder beides: es ist wie in der
Natur. Jeder beschäftigt sich seinem Wesen entsprechend. Wer gerne Brot bäckt,
bäckt Brot, wer gerne musiziert, macht Musik. Manche Bürger üben mehrere Berufe
aus, weil es ihnen Spaß macht, vielseitig zu sein. Wir tun, was wir lieben,
liefern beste Qualität und sind erfolgreich damit. Die Wirtschaft, insbesondere
Kleingewerbe, Dienstleistungen und Kunst, floriert bei uns wie noch nie.
Andererseits arbeitet jeder nur soviel, wie es ihm Spaß macht. Deshalb gibt es
keine Überproduktion, die die Umwelt unnötig belastet.“
„Wer macht bei Euch die Drecksarbeit?“
„Durch die rasante technologische Entwicklung haben
Dreckarbeiten stark abgenommen. Unsere Häuser sind mit Kompost-Toiletten
ausgestattet, die absolut geruchsfrei sind. Alles Verpackungsmaterial und die
meisten Gebrauchsgegenstände sind kompostierbar. Unsere Häuser werden im
Baukastensystem gebaut, das aus natürlichen Materialien besteht. Schwere und
unbeliebte Arbeiten werden von Maschinen erledigt. Die verbleibenden
unangenehmen Arbeiten werden entsprechend hoch bezahlt. Schon mancher hat sich
mit etwas Drecksarbeit einen wundervollen Urlaub finanziert.“
„Gibt es weitere Vorteile?“
„Alle Pflichtabgaben fallen weg: Steuern, Krankenkasse,
Rentenversicherung...“
„Wieso das denn?“
„Du erinnerst dich: das zweite Drittel der Geldschöpfung ist
für den Staatshaushalt bestimmt. Da der Staat sein Geld selbst schöpft, braucht
er keine Steuern einzutreiben. Das bedeutet: keine Finanzämter, keine
Buchhaltung, keine Schwarzarbeit und viel weniger Verwaltung. Der Staat
finanziert soziale Leistungen, wie Gesundheitswesen, Pflege, Renten,
Notfallhilfe usw. aus der zweiten Geldschöpfung.“
„Wenn der Staat sein Geld einfach so druckt, gibt es da
keine Inflation?“
„Der Staat druckt nicht einfach so! Die Geldschöpfung
erfolgt nach internationalen Vereinbarungen: 3.000 Gradido pro Kopf pro Monat.
Das ist in allen Staaten gleich. Aber du hast recht: hätten wir keine geplante
Vergänglichkeit in unser Geldsystem eingebaut, gäbe es Inflation. Vergänglichkeit
ist Naturgesetz. Inflation wäre also ungeplante Vergänglichkeit. Der Kreislauf
von Werden und Vergehen macht Gradido zu einem selbstregulierenden System. Die
Geldmenge ist stabil und kann nicht manipuliert werden. Sie pendelt sich
automatisch auf den Wert ein, wo sich Geldschöpfung und Vergänglichkeit die
Wage halten.“
"Wie haltet ihr es mit dem Umweltschutz?"
"Das dritte Drittel der Geldschöpfung geht an den
Ausgleichs- und Umweltfonds (AUF). In der gleichen Höhe wie der Staatshaushalt
steht also ein zusätzlicher Topf für Natur und Umwelt zur Verfügung. So etwas
gibt es in keinem anderen Geldmodell! Je nach Umweltfreundlichkeit werden
Produkte und Dienstleistungen subventioniert. Natur- und Umweltschutz sind
dadurch die lukrativsten Wirtschaftszweige geworden. Umweltschädliche Produkte
haben keine Chancen mehr am Markt. Außerdem haben wir das Patentrecht
novelliert."
"Was hat das Patentrecht mit Umweltschutz zu tun?"
"Nun, alle neuen Ideen und Erfindungen gehören der
Allgemeinheit. Stell dir vor, wir hatten früher über hundert Jahre damit
vergeudet, unsere Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren anzutreiben. Entsetzlicher
Gestank hatte sich über den Planeten ausgebreitet. In manchen Großstädten
wurden Automaten angebracht, wo die Leute gegen Geld Sauerstoff einatmen
konnten! Jeder Fahrzeughersteller beschäftigte damals sein eigenes Forschungs-
und Entwicklungsteam, das seine Ergebnisse geheim hielt oder patentieren ließ.
Am Ende ließ man fast jede einzelne Schraube patentieren. Kein Wunder, dass die
Entwicklung nicht voran ging. Da nach der Novellierung des Patentrechts jeder
seine Ideen und Erfindungen frei verschenkte (er wird vom Ausgleichs- und
Umweltfonds dafür honoriert), entwickelten wir in wenigen Monaten den Freie-Energie-Antrieb!
Wie bei einem großen Puzzlespiel brachte jeder Erfinder und Entwickler seinen
Stein an die richtige Stelle.“
„Du verwendest oft den Begriff Freies Schenken. Was meinst du damit?“
„Freies Schenken ist ein wesentlicher Bestandteil unseres
Wirtschaftssystems. Während es früher darauf ankam, möglichst hohe Gewinne zu
erzielen, gilt es beim Freien Schenken mit möglichst wenig Aufwand sich selbst
und anderen möglichst großen Nutzen oder
möglichst große Freude zu bereiten. Dabei ist eine direkte Gegenleistung nicht
so wichtig, weil Nutzen und Freude auf den Frei Schenkenden mehrfach
zurückfallen.
Ein gutes Beispiel ist die Natürliche Ökonomie des Lebens.
Der Staat schenkt jedem das Recht auf Teilhabe. Jeder darf sich einbringen und
bekommt dafür tausend Gradido Grundeinkommen: »Tausend Dank weil du bei uns bist«. Damit
gibt es keine Armut mehr, keine Arbeitslosigkeit, und je mehr
Gemeinschaftsleistungen erbracht werden, desto reicher werden alle gemeinsam.
Und das ist nur der Anfang. Mit dem Grundeinkommen ist jeder versorgt, hat aber
noch viel Zeit übrig für andere Dinge. Viele gehen zusätzlichen Beschäftigungen
nach. Ihr Verdienst ist steuerfrei, denn der Staat hat seinen Haushalt mit der
zweiten Geldschöpfung bereits abgedeckt. Deshalb können sich die Leute auf ihre
wesentlichen Tätigkeiten konzentrieren. Kannst du dir vorstellen, wie viel
Potenzial dadurch frei wird? Die dadurch entstehende Wertschöpfung kommt allen
Bürgern und damit auch wieder dem Staat zugute.
Ein weiteres Beispiel ist das, was ihr Nachbarschaftshilfe
nennt: Ein Freund hilft dem anderen auf dem Gebiet, was er am besten kann und
was der andere gerade braucht. Oder man hat einen bestimmten Gegenstand übrig,
den jemand anderes gebrauchen kann. Wenn man ihn verschenkt, hat man selbst
wieder Platz, und der andere hat den begehrten Gegenstand. Da Geld in
überfließender Fülle vorhanden ist, hat es an Wichtigkeit verloren. Wir alle
sind freigiebiger geworden und haben einen riesigen Spaß am Schenken!“
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen