Freitag, 30. November 2012

Kapitel 2.5 – Der Übergang

Auszug aus dem Buch »Gradido – Natürliche Ökonomie des Lebens«



„Jetzt bewegt mich noch eine wichtige Frage: Wie habt ihr den Übergang bewerkstelligt? Wie habt ihr euer Joytopia geschaffen? Hat es Widerstände gegeben? War der Übergang gewaltfrei möglich?“

„Du erinnerst dich, dass kurz vor dem Übergang die meisten Staaten bereits Demokratien waren. Das war sehr gut so. In einer Demokratie kann man alles ändern, wenn man die Mehrheit hat. Weißt du noch, wie auf deinem Planeten sogar in Diktaturen friedliche Veränderungen vollbracht wurden? Ich denke an Indien oder an die Wiedervereinigung Deutschlands. In Demokratien ist das noch viel leichter.

Es begann damit, dass auf Freegaia einige Menschen aus den verschiedensten Gesellschaftsschichten die Ursachen der alten Probleme aufdeckten und neue Wege suchten. Zunächst fanden sie die unterschiedlichsten Lösungsansätze, doch nach und nach kristallisierten sich die wirklich nachhaltigen Lösungen heraus. Als ausgesprochen günstig erwiesen sich die neuen Sozialen Netzwerke, die sich über das Internet bildeten. Über die Open Source Bewegung war alle nötige Software frei verfügbar, und Creative Commons sorgten dafür, dass sich Inhalte frei verbreiten konnten.

Es entstanden Portale für Online-Petitionen, die mehrere Millionen Menschen auf einmal erreichten. Neue politische Parteien entwickelten basisdemokratische Methoden mit Unterstützung des Internets. Natur- und Umweltschutz waren bereits öffentliche Themen. Freie Energie kam nach und nach ins Gespräch. Immer mehr Initiativen und Organisationen setzten sich für Frieden, soziale Gerechtigkeit, Grundeinkommen und ein neues Geldsystem ein. Ein Globaler Wandel stand bevor.

Obwohl die Natürliche Ökonomie des Lebens viele der einzelnen Elemente schon von Anfang an vereinigte, hatten es deren Befürworter am Anfang schwer und wurden oft nicht verstanden. Die Menschen lassen sich nicht gerne etwas über stülpen. Sie wollen selbst die Lösung finden. Das ist auch gut so. Doch inzwischen war der Boden bereitet, und die Natürliche Ökonomie des Lebens erschien gar nicht mehr so viel anders, als andere fortschrittliche Konzepte. Außerdem ist sie nicht festgeschrieben, sondern ein sich weiter entwickelndes Forschungsprojekt, zu dem jeder eingeladen ist, beizutragen.

Das soziale Netzwerk Gradido wurde Open Source entwickelt. Die Gradido-Akademie bildete sich als Freies Forschungs-Netzwerk, um die Natürliche Ökonomie des Lebens zu simulieren und Gradido, das lebendige Geld, wie wir es nannten, zu erproben und weiter zu entwickeln. Dank der dezentralen Struktur konnten Gemeinschaften, Vereine und Organisationen untereinander kommunizieren. So konnte sich das Gradido-Netzwerk verbreiten.

Informationen zum Thema wurden unter einer Creative Commons Lizenz veröffentlicht. Sie durften frei kopiert und verbreitet werden. Im Internet war das ganz einfach: man brauchte nur den Link an seine Freunde zu schicken. Diese schickten es dann an ihre Freunde und so weiter. So wurden schnell sehr viele Menschen weltweit erreicht.

Die Forschungsergebnisse wurden zusammengetragen und das Modell wurde weiter verfeinert. Immer mehr Menschen sprachen sich dafür aus. Weltweit wurden Online-Petitionen veranstaltet, die schließlich zu Volksbefragungen führten. Das Ergebnis war überragend: Der weitaus größte Teil der Bevölkerung entschied sich für das neue Modell der natürlichen Ökonomie des Lebens.“

„Gab es auch Widerstände?“

„Ja! Die Banken, die die Staatsverschuldung mitverursacht hatten, waren zunächst dagegen. Manche Menschen hatten Angst um ihren Besitz. Andere glaubten, dass bei einem Grundeinkommen nicht mehr genügend Güter für alle produziert werden könnten. Hier zeigte sich die Überlegenheit des Aktiven Grundeinkommens, das Bedingungslose Teilhabe garantiert: das Grundeinkommen wird nicht nach dem Gießkannenprinzip an alle ausbezahlt, sondern ist an einen aktiven Beitrag zum Gemeinwohl gebunden.

Die weltweite Aufklärung brachte dann auch den Umschwung: Es begannen selbst Mitglieder der Banken, sich für die Natürliche Ökonomie des Lebens auszusprechen. So löste sich der anfängliche Widerstand mit der Zeit auf.“

„Ging nach der erfolgreichen Volksabstimmung dann alles glatt?“

„Natürlich gab es Anfangsschwierigkeiten. Die standen aber in keinem Verhältnis zu den Problemen der alten Zeit."

„Lieber Very, guter Freund! Ich danke Dir von Herzen für diese Informationen! Eine letzte Frage habe ich noch, bevor ich zurückgehe: Wo genau liegt Freegaia?“

„Eben war es noch auf einem anderen Stern. Jetzt ist es tief in deinem Herzen. Viel Glück!“

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